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1 Exkurs: Peru & Fallbeschreibung AUFWIND Peru AUSZUG AUS DER BACHELORARBEIT: Was gibt mir Aufwind mich zu engagieren? Fallstudie zur Analyse von Motivationen und Motiven ehrenamtlichen Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel des Vereins AUFWIND Jutta Loder-Taucher Zweite Bachelorarbeit Bachelorstudiengang Soziale Arbeit FH JOANNEUM Graz 2015 Fachgutachterin Mag.a phil. Dr.in Sylvia Hojnik Graz, den 9. August 2015

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2 1 Exkurs: Peru Um ein grobes Bild und ein besseres Verständnis für das Land Peru zu schaffen, soll dieses an dieser Stelle kurz vorgestellt werden. Der Verein AUFWIND ist, wie in Abbildung 1 markiert, in der Region um Huaraz tätig. Peru ist ein Staat im westlichen Südamerika mit einer Fläche von 1.285.216 km² und rund 30 Millionen Einwohnenden. Das Land lässt sich in drei unterschiedliche Landschaftszonen einteilen: Costa (Küste), Sierra (Gebirge und Hochland) und Selva (Dschungel). Die Amtssprachen sind die indigenen Sprachen Quechua und Aimara, sowie Spanisch. Die Hauptstadt der Republik ist Lima; rund ein Viertel der Bevölkerung des Landes lebt dort (ca. 9 Millionen), mit steigender Tendenz aufgrund von beispielsweise Landflucht. Peru ist in 28 Provinzen unterteilt. Huaraz liegt acht Autostunden nord-östlich von Lima und ist die Hauptstadt der Provinz Ancash.1 1.1 Soziale/Politische/Wirtschaftliche Situation Trotz wachsender Wirtschaft bleiben Arbeitslosigkeit und Armut nach wie vor Perus großes Problem. Das Land ist von einer starken sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit geprägt - mit einer dünnen, enorm reichen Oberschicht, einer seit den 1960er Jahren langsam wachsenden, aber oft vom sozialen Abstieg bedrohten Mittelschicht und einer riesigen 1 Vgl. Holzapfel (2006), S. 68f. Abbildung 1: Landkarte Südamerika, http://www.claudia- georg.at/Peru%20WEB/suedamerika.gif [08.07.2015] Abbildung 2: Landkarte Peru, http://www.welt- blick.de/landkarte/peru.html [08.07.2015]

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3 Anzahl von Bedürftigen, die sowohl in den Armenvierteln der Städte als auch auf dem Land wohnen. 2006 lebten insgesamt 44,6% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. In einem Vielvölkerstaat wie Peru haben Rassenzugehörigkeit, Hautfarbe und sozialer Hintergrund häufig prägende Auswirkungen auf das Leben eines Menschen. Die indigene Bevölkerung (45% der Gesamtbevölkerung) Perus ist nach wie vor weitgehend von Wohlstand und politischer Macht ausgeschlossen, was die Hauptursache dafür ist, dass sie den größten Teil der armen Bevölkerung ausmacht. Ein Sozial- und Versicherungssystem, wie wir es in Österreich kennen, gibt es in Peru schlichtweg nicht.2 Die Ausführungen und Beschreibungen zur sozialen, politischen und wirtschaftlichen Situation sind zwar nur flüchtig dargestellt, spiegeln aber dennoch die teils prekäre Lage im Land wider und zeigen, dass Peru in seiner Entwicklung zukünftig noch großen Herausforderungen gestellt ist, um für das Wohl seiner Menschen sorgen zu können. Da AUFWIND im Bildungsbereich aktiv ist, wird auf das Bildungssystem in Peru genauer eingegangen. 1.1.1 Bildungssystem Das Menschenrecht auf Bildung wird global besonders im Zusammenhang mit Erscheinungen wie Armut, sozialen Disparitäten und Marginalisierung verletzt. Am Anschauungsbeispiel Peru wird deutlich, dass in erster Linie sowohl die mangelnde Qualität der Grundschulausbildung als auch eine fehlende Chancengleichheit Herausforderungen für eine gute Bildung aller Menschen in Peru darstellen. Das Bildungssystem in Peru gliedert sich in vier Stufen:  Prä-Primäre Bildung (freiwillige Vorschule)  Primäre Bildung („Primaria“ Grundschule; sechs Schulstufen; Eintritt mit sechs Jahren)  Sekundäre Bildung („Secundaria“; fünf Schulstufen)  Tertiäre Bildung (öffentliche und private Hochschulen bzw. Universitäten; Einschreibungsrate: 29%)3 2 Vgl. Lateinamerika Zentrum (2015): Länderinfo Peru. http://www.lateinamerikazentrum.de/ laenderinfo-peru0.html [08.07.2015] 3 Vgl. Schüssler (2007), S. 125.

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4 Selbst wenn der Zutritt zur Grundbildung mittlerweile annähernd für alle in Peru realisierbar ist, schließen tatsächlich nur 86% der Kinder die fünfte Schulstufe4 ab. Vor allem durch Mitarbeit im elterlichen Betrieb müssen die SchülerInnen ihren Schulbesuch zeitweise unterbrechen oder gänzlich abbrechen. Folglich sind die Kinder und Jugendlichen schlecht ausgebildet, wodurch es für sie noch schwerer wird, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die Analphabetenrate in Peru ist von 10,1% im Jahr 2000 auf 7% im Jahr 2010 deutlich gesenkt worden. Viele Grundschulkinder im ländlichen Peru können nach zwei Schuljahren jedoch weder lesen noch schreiben. Ein Grund dafür könnte sein, dass im Elternhaus der Kinder fast ausschließlich Quechua oder Aimara gesprochen wird, der Unterricht jedoch auf Spanisch abgehalten wird. In abgelegenen Regionen ist der Zugang zum Bildungssystem sehr schwierig. Aufgrund der geographischen Entfernungen ist der Schulweg oft sehr lang und die regelmäßige Teilnahme am Unterricht nicht immer möglich. Die Kinder tragen Schuluniformen für welche die Eltern aufkommen müssen. Vielen Eltern fehlen die Mittel, um ihren Kindern eine solche Schuluniform zukommen zu lassen. Streiks von Seiten der LehrerInnen aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen sind im peruanischen Schulalltag keine Seltenheit. Der häufige Ausfall des Unterrichts trägt auch zu keiner Förderung der Bildung bei.5 1.2 Situation in Paria und Jinua AUFWIND arbeitet an zwei Schulen, die sich im ländlichen Gebiet in der Nähe der Stadt Huaraz befinden. Paria und Jinua sind zwei kleine6 Dörfer; aufgrund der geographischen Abgeschiedenheit gibt es keinen staatlich finanzierten Englischunterricht, dieser wird dort gänzlich von AUFWIND übernommen. Die Schule San Cristóbal in Paria unterrichtet insgesamt 400 Kinder und ist seit Projektstart im Jahr 2008 fixer Partner, seit 2014 ist AUFWIND auch in Jinua aktiv. Im Schulareal in Paria befinden sich Primaria und Secundaria, in Jinua gibt es lediglich eine Primaria, jedoch ist dort ein Kindergarten integriert. Die Schule in Jinua selbst umfasst nur eine altersheterogene Schulklasse mit insgesamt 15 SchülerInnen im Alter von sechs bis zehn Jahren. Hier werden auch drei Integrationskinder unterrichtet, 4 Angaben zur Abschlussquote der 6. Schulstufe sind nicht bekannt. 5 Vgl. Schüssler (2007), S. 125-130. 6 Es gibt keine demographischen Aufzeichnungen dieser Region. Als „klein“ versteht sich in diesem Sinn ein Dorf, das aus einer Hauptstraße, einer Kapelle, zwei Kaufhäusern, einer Schule, einem Kindergarten und ca. 40 Häusern mit durchschnittlich sechs BewohnerInnen besteht. Die Schätzung der Einwohnerzahl der Dörfer beruht somit auf 200-300 Personen. Die Menschen leben jedoch teilweise in sehr abgelegenen Gebieten ohne jegliche Infrastruktur und daher lässt sich keine genaue Angabe über die tatsächliche Anzahl der Bevölkerung im Raum von Paria und Jinua machen.

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5 für die es keine spezielle Betreuung gibt. Nach den vier Schuljahren in Jinua wechseln die SchülerInnen nach Paria, um dort ihre Schulpflicht zu beenden. Abbildung 3: Schulareal San Cristóbal in Paria Die Menschen in Paria und Jinua und Umgebung leben fast ausschließlich von Landwirtschaft und vereinzelter Viehzucht, welche vorrangig für die Eigenversorgung betrieben wird. Sie haben sehr einfache Häuser, oft auch nur Hütten aus Lehm. Wasser gibt es meistens nur aus Bächen, der Strom fällt sehr oft aus oder ist in abgelegenen Gebieten noch gar nicht vorhanden. Die meisten Familien haben mehrere Kinder, wobei vielen Mädchen eine fundierte Ausbildung verwehrt wird. Oftmals müssen sie zu Hause auf kleinere Geschwister aufpassen oder im Haushalt und am Hof mitarbeiten. Nach Ende der Pflichtschulzeit mit 16 bzw. 17 Jahren bleiben viele Kinder zur Unterstützung der Eltern zu Hause, helfen die Felder bepflanzen, kümmern sich um die Pflege und Haltung von Tieren oder wandern mit großen Hoffnungen in größere Städte ab, um dort dann oft in prekären Arbeitsverhältnissen ihren Unterhalt zu verdienen.7 7 Vgl. Schüssler (2007), S. 211.

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6 Abbildung 4: Frauen am Weg nach Paria Dieser kurze Abriss über die Situation von Land und Leute Perus soll dazu dienen, um ein besseres Bild vom Arbeitskontext des Vereins AUFWIND zu bekommen. Die ausführliche Fallbeschreibung des Vereins ist im folgenden Kapitel zu finden. 2 Fallbeschreibung AUFWIND Abbildung 5: Logo AUFWIND Der Verein hat seinen Vereinssitz in Graz, Steiermark. Im folgenden Kapitel wird auf die Entstehung, die Vereinsphilosophie, die Arbeit und das Team in Peru sowie in Österreich eingegangen. Zur inhaltlichen Erstellung dieses Kapitels wurden einerseits vereinsinterne Aufzeichnungen herangezogen, andererseits Informationen der Vereinshomepage (www.aufwindperu.com) entnommen. Darüber hinaus beruhen einige Daten auf persönlichen Erfahrungen als aktives Mitglied des Vereins.

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7 2.1 Gründung und Entstehung Im März 2008 hat die Grazerin Corinna Pummer-Pilaj im Rahmen ihres Freiwilligeneinsatzes in Huaraz (Peru) in einer Dorfschule in den Anden Englisch unterrichtet. Da die finanziellen Mittel dieses Projekts schnell dem Ende zugingen, beschloss sie kurzerhand die Organisation zu übernehmen, um das Projekt auf alle Fälle weiterführen zu können. Anfangs wurde sie von Spenden aus dem Familienkreis unterstützt. Da das Projekt gut lief, entschied sie den ersten Schritt Richtung Professionalisierung zu setzen und gründete im September 2008 den Verein mit dem Namen „AUFWIND – Verein zur Förderung der Kinder des Andenkondors“. Als Symbol des Vereins wurde schon damals der Kondor gewählt. Um auch im Logo ersichtlicher zu machen, dass der Verein den Fokus seiner Arbeit auf das Land Peru legt, wurde dieses bei einer generellen Design-Umgestaltung im Jahr 2013 insofern verändert, dass dort nun AUFWIND PERU steht. Der offizielle Name laut Statuten blieb aber unverändert und lautet wie zuvor erwähnt.8 Hinter dem Namen und dem ausgewählten Symbol steckt folgende verbindende Metapher: Der Andenkondor repräsentiert als mächtiger Greifvogel viele positive Eigenschaften wie Stärke, Mut, Intelligenz, Überblick, Freiheit, Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Erfolg. Um fliegen zu können benötigt er jedoch den nötigen Aufwind. Der Verein versucht im übertragenen Sinne den SchülerInnen in Huaraz den Aufwind zu geben, um ihre eigenen „Flügel“ entwickeln zu können und in eine autonomere Zukunft zu fliegen. Diese Überlegungen trugen zur Namensgebung bei der Vereinsgründung bei. 2.2 Vereinsphilosophie Die Erfüllung des Menschenrechts Bildung ist die Basis der Vorhaben des Vereins. Durch die Ermöglichung von Englischunterricht soll den Kindern ein brauchbares Werkzeug gegeben werden, um bessere Chancen auf eine selbstbestimmte Zukunft zu haben. In Bezugnahme auf die im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen formulierten Milleniumsziele9, bei denen Bildung auch eine zentrale Rolle einnimmt, war Corinna Pummer-Pilaj davon überzeugt, mit einem Projekt wie diesem, Menschen in ihrem Selbstermächtigungsprozess unterstützend zu begleiten. Weitere Schlüsselwörter sind Solidarität, Achtung und Partnerschaft, welche innerhalb des Vereins von großer Bedeutung sind. Die einzelnen Mitglieder, in Österreich sowie auch in Peru, sind sich dessen bewusst, dass sie sich in einem ständigen Lernprozess 8 Vgl. interne Aufzeichnungen. 9 Vgl. United Nations (2015). http://www.un.org [08.07.2015]

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8 befinden und im Dialog gemeinsame Umsetzungen gestaltet und besprochen werden können.10 Als nächsten Grundsatz orientiert sich AUFWIND in seiner Arbeit am Prinzip der Nachhaltigkeit. Es geht dabei vor allem um einen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit menschlichen, materiellen und natürlichen Ressourcen. Die Vision: Eine gerechtere Welt Die Mission: Mit Bildung Chancen zu eröffnen Die Werte: Gerechtigkeit, Achtsamkeit und Solidarität11 2.3 Ziel und Zweck Die Vermittlung fundierter Englischkenntnisse ist das Hauptziel des Vereins und soll die Zukunftschancen der SchülerInnen in Peru erweitern. In einer von Globalisierung geprägten Welt eröffnen Sprachen vielseitige Handlungsmöglichkeiten. Da die Stadt Huaraz und Umgebung aufgrund ihrer geographischen Lage zwischen der Codillera Negra und der Codillera Blanca mit dem höchsten Berg Perus ein starker Anziehungspunkt vor allem für BergtouristInnen sind, liegt gerade in diesem Bereich viel Potential. Durch fundierte Kenntnisse der englischen Sprache eröffnet sich für die AbsolventInnen durch den Tourismus eine Bandbreite an Möglichkeiten. Berufsbilder wie die eines/einer Bergführers/Bergführerin oder die Arbeit in einheimischen Agenturen (an dieser Stelle sei es erwähnt, dass die Mehrzahl der Reisebüros/ Agenturen vor Ort von ausländischen Firmen geführt werden und dadurch dort auch nicht-einheimisches Personal arbeitet). So kann der Verein für Nachhaltigkeit im Dienstleistungsbereich Tourismus sorgen und einer möglichen Landflucht in große Städte entgegenwirken. Weiters profitieren die AbsolventInnen vom breiten universitären Netzwerk, durch welches sie die Möglichkeit bekommen, an Hochschulen zu studieren um eventuell danach als LehrerInnen wieder in der Region zu arbeiten. AUFWIND bietet zu diesem Zweck den Jugendlichen ein Teilstipendium an. Ein finales Ziel der Bildungszusammenarbeit besteht im interkontinentalen Austausch mit den LehrerInnen und den VolontärInnen. Durch die intensive Arbeit mit den freiwilligen 10 Vgl. https://aufwindperu.wordpress.com/ [22.07.2015] 11 https://aufwindperu.wordpress.com/ [22.07.2015]

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9 MitarbeiterInnen aus Österreich soll das wechselseitige Zusammenspiel im Projekt im Fokus stehen. Auf österreichischer Seite ist ein weiteres Ziel des Vereins, dass auch Menschen in Österreich vom interkontinentalen Austausch mit Peru profitieren. Dies geschieht im Bereich Bildung durch Vorträge und Informationsveranstaltungen in öffentlichen Einrichtungen oder in Schulen. Zweck des Vereins ist somit auch, den interkulturellen Dialog zu fördern und Bewusstseinsarbeit in Österreich zu betreiben. 2.4 Finanzierung Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch Spendengelder von privaten Personen oder Unternehmen und seit dem Jahr 2015 erstmalig auch durch Projektförderungen aus dem öffentlichen Sektor. Die Spendengelder werden eingesetzt für: LehrerInnenentschädigungen, multimediale Lehrbehelfe und Unterrichtsmaterialen und kulturelle Feste wie Weihnachts- oder Schulabschlussfeiern. Seit 2013 vergibt AUFWIND auch Stipendien an einzelne StudentInnen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, um die Kosten für die studienrelevanten Materialien decken zu können. 2.5 Arbeit und Team in Peru Das Fixteam in Peru ist bestehend aus vier peruanischen LehrerInnen, die dort pro Klasse einmal in der Woche Englisch unterrichten. Aktuell werden Kinder in Paria und Jinua in der Primaria (Volksschule) von der dritten bis zur sechsten Schulstufe von AUFWIND- LehrerInnen unterrichtet. Am Beginn, im Jahr 2008, erfasste das Projekt 30 Kinder, heute sind es bereits mehr als 200.12 12 Vgl. Interne Aufzeichnungen (2015).

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10 Abbildung 6: Englischunterricht in Paria Jedes Semester übernimmt eine andere Lehrperson zusätzlich zum Unterrichten die Aufgabe der Koordination. Auftrag der Koordination ist es, regelmäßige Berichte an das Team in Österreich zu übermitteln, die Entschädigungsabrechnung vorzunehmen, regelmäßige Teamtreffen zu organisieren und als Ansprechperson für etwaige Probleme und Fragen verfügbar zu sein. Der Englischunterricht ist nicht in das Regelschulsystem eingebettet, sondern wird organisiert durch AUFWIND, von schulexternen Lehrpersonen abgehalten. Die Direktoren der Schulen stehen zwar in regelmäßigem Kontakt mit der Koordination, haben jedoch keine Mitsprache bei inhaltlichen Belangen. Der Verein AUFWIND ist somit Arbeitgeber der LehrerInnen vor Ort, welche für ihre Arbeit und ihren Einsatz dementsprechend entschädigt werden. Als Erweiterung zum peruanischen Fixteam sind seit 2011 nahezu das ganze Schuljahr österreichische VolontärInnen im Projekt vor Ort tätig. Die Hauptaufgaben der VolontärInnen sind die Unterstützung der LehrerInnen im Unterricht, die Umsetzung von Workshops und Aktivitäten zu individuell wählbaren Themen, die in Zusammenhang mit der englischen Sprache stehen, und die rege Kommunikation mit dem Team in Österreich.

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11 Abbildung 7: Volontäre und Kinder in Jinua 2.6 Arbeit und Team in Österreich Das Team in Österreich besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern. Diese können in zwei Arten von Mitgliedschaften unterteilt werden: passive und aktive. 2.6.1 Passive Mitglieder Zu den passiven Mitgliedern werden all jene Personen gezählt, die nicht aktiv am Vereinsgeschehen mitarbeiten, aber dennoch einen wesentlichen Beitrag zum Fortbestehen leisten. Dies geschieht vorwiegend durch finanzielle Unterstützung. Passive Mitglieder sind zum einen alle DauerspenderInnen, die den Verein monatlich mit einem gewissen Geldbetrag unterstützen oder SpenderInnen, die Veranstaltungen von AUFWIND besuchen und dann und wann eine Geldspende geben. Zum anderen gehören zu den passiven Mitgliedern auch alle Unternehmen, die regelmäßig Sachspenden entrichten (z.B. die Übernahme aller anfallenden Druckkosten für Flyer, Kalender, etc.). Aktuell gibt es acht DauerauftragsspenderInnen und zwölf Unternehmen, die mit AUFWIND kooperieren. Ehemalige VolontärInnen und ehemals aktive Mitglieder, die aktuell nicht mehr mitarbeiten, jedoch noch im Kontaktverteiler sind, können ebenso zu den passiven Mitgliedern gezählt werden. Diese Gruppe besteht außerhalb der Unternehmen aus 15 Personen.

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12 2.6.2 Aktive Mitglieder Abbildung 8: Teil des Teams in Österreich Mit Juni 2015 zählt AUFWIND 22 aktive Mitglieder; wie diese organisiert sind und welche Positionen sie haben, ist dem später folgenden Organigramm zu entnehmen. Abbildung 9: Organigramm AUFWIND, eigene Darstellung Der Verein weist alle notwendigen Organe auf, diese sind: Mitgliederversammlung, Vorstand, Rechnungsprüfer, Schiedsgericht.

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13 Der Vereinsvorstand besteht aus der Gründerin, der Obfrau, dem Schriftführer und dem Kassier inklusive ihrer zugehörigen StellvertreterInnen. Der Vorstand ist für legislative und strategische Aufgaben zuständig. Entscheidungen werden innerhalb des Vorstands oder bei Teamtreffen auch mit Einbezug der aktiven Mitglieder besprochen, letztlich ist ein Entschluss jedoch nur tragbar, wenn die Zustimmung der Obfrau und ihrem Stellvertreter erfolgt. Im Falle eines Ausfalls oder Fernbleibens können die StellvertreterInnen als Ersatz der jeweiligen Person fungieren.13 Die aktiven Mitglieder übernehmen die operativen Aufgaben und sind mit den verschiedenen Funktionen, wie dem Organigramm zu entnehmen ist, betraut. Ein Kreis unter dem jeweiligen Aufgabenbereich steht für eine Person. AUFWIND weist einige Merkmale einer Teamorganisation auf, welche sich in der Partizipation an sämtlichen Entscheidungen durch das Kollektiv und der Transparenz über das betriebliche Geschehen widerspiegeln. Außerdem setzt AUFWIND auf die Kreativität und Selbstverwirklichung aller aktiven Mitglieder.14 Alle aktiven Mitglieder treffen sich einmal monatlich zu einem Teamtreffen, bei dem anfallende Themen bezüglich der Projektentwicklung besprochen oder etwaige Veranstaltungen geplant werden. Einmal im Jahr gibt es eine Mitgliederversammlung und eine Team-Klausur, wo die Zeit und der Rahmen zur Verfügung stehen, um mögliche Zukunftspläne und strategische oder organisationale Veränderungen zu besprechen und zu beschließen. Die Hauptaufgabe der aktiven Mitglieder ist neben der Koordination des Projektes in Peru, das Lukrieren von Spendengeldern. Dies geschieht durch: Antragstellungen für Förderungen, Organisation von Benefizveranstaltungen, Erstellung von Jahreskalendern und Anwerbung von privaten SpenderInnen bzw. passiven Mitgliedern. Auch in Österreich spielt der Bildungsauftrag eine wichtige Rolle für den Verein. Durch Vorträge und Informationsveranstaltungen in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen versucht AUFWIND das Solidaritätsbewusstsein der österreichischen Bevölkerung ein Stück weit zu fördern. Die Zielgruppe soll dabei über die Problemstellungen und Lebenssituationen der Menschen in Peru aufgeklärt und informiert werden. 13 Vgl. Mangler (2000), S.116f. 14 Vgl. ebd., S. 127.

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14 2.7 Zusammenfassung Die Grundzüge des Vereins AUFWIND lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Organisation wurde im Jahr 2008 gegründet und ist seitdem stetig gewachsen. Der Hauptzweck des Vereins ist es, durch Spendenlukrieren in Österreich den Englischunterricht in zwei Schulen in abgelegenen Gebieten in Peru zu ermöglichen und zu finanzieren. Ein peruanisches Fixteam von LehrerInnen wird dabei von österreichischen VolontärInnen bei der direkten Arbeit mit den Kindern unterstützt. Die Erfüllung des Menschenrechts Bildung bildet die Basis des Vorhabens des Vereins. Im Mittelpunkt des Handelns stehen die Werte Solidarität, Achtung, Partnerschaft, Empowerment und Nachhaltigkeit. Das Team in Österreich stellt sich lediglich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen, welche im regen Austausch stets um die Entwicklung des Vereins bemüht sind.

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15 Internetquellen http://www.lateinamerikazentrum.de/laenderinfo-peru0.html [08.07.2015] http://www.un.org [08.07.2015] https://aufwindperu.wordpress.com/ [22.07.2015] Literaturverzeichnis Holzapfel, Annette (2006): KulturSchock Peru. Bielefeld: Reise Know-How Verlag. Mangler, Wolf-Dieter (2000): Grundlagen und Probleme der Organisation. Arbeitsbuch für Studium und Praxis. Köln: Wirtschaftsverlag Bachem. Schüssler, Renate (2007):Schulentwicklung und das Menschenrecht auf Bildung : Herausforderungen im Kontext von Armut, Chancenungleichheit und neoliberaler Gouvernementalität am Beispiel Peru. Frankfurt a. M.: IKO. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Landkarte Peru ...................................................................................................... 2 Abbildung 2: Landkarte Südamerika .......................................................................................... 2 Abbildung 3: Schulareal San Cristóbal in Paria ........................................................................... 5 Abbildung 4: Frauen am Weg nach Paria ................................................................................... 6 Abbildung 5: Logo AUFWIND ..................................................................................................... 6 Abbildung 6: Englischunterricht in Paria .................................................................................. 10 Abbildung 7: Volontäre und Kinder in Jinua ............................................................................ 11 Abbildung 8: Teil des Teams in Österreich ............................................................................... 12 Abbildung 9: Organigramm AUFWIND ..................................................................................... 12