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Dr. Thomas C. Poulter (1897–1978 ) war ein Wissenschaftler und Antarktisforscher. Er war wissenschaftlicher Leiter der Armour Research Foundation (dem späteren Illinois Institute of Technology) sowie Associate Director des Stanford Research Institute. Von 1933–1935 war Poulter leitender Wissenschaftler der zweiten Antarktis-Expedition des US-amerikanischen Generals und Polarforschers Richard E. Byrd. Dort erlebte er, wie schwierig es war, bei Temperaturen weit unter Null und teilweise bei Dunkelheit weite Strecken durch Schnee und Eis zurückzulegen. An der Armour Research Foundation konstruierte er daraufhin ein gewaltiges Schneeketten- Fahrzeug für Byrds nächste große Antarktisexpedition: den Antarctic Snow Cruiser. Quelle: http://www.joeld.net/snowcruiser/snowcruiser.html

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In Konkurrenz zu Nazi-Deutschland, das 1938 angeblich selbst eine Südpol- Expedition ausrüstete, war die US-Regierung bereit, hohe finanzielle Mittel für eine dreijährige Antarktis-Expedition bereitzustellen – insgesamt 350.000 USD, was nach heutigem Maßstab etwa 6,1 Mio. USD entspricht. Allein 150.000 USD, also etwa 2,6 Mio. USD heute, kosteten die Entwicklung und der Bau des Snow Cruisers. Quelle: http://www.welt.de/kultur/history/article2834129/Als-Hitlers-Hakenkreuzfahne-am-Suedpol-wehte.html

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Quelle: http://www.diseno-art.com/news_content/2014/03/the-antarctic-snow-cruiser-it-didnt-do-what-it-said-on-the-tin/ Der Snow Cruiser wurde als Transportfahrzeug, Forschungsstation und Mannschaftsquartier entworfen, in dem eine fünfköpfige Besatzung ein Jahr lang autark die Antarktis befahren und erforschen könnte.

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Quelle: http://www.diseno-art.com/news_content/2014/03/the-antarctic-snow-cruiser-it-didnt-do-what-it-said-on-the-tin/ Geplant wurden eine Dunkelkammer zur Entwicklung von Fotos, ein Labor, ein Karten- und Funkraum, eine komplett eingerichtete Küche und eine Werkstatt.

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Quelle: http://offroadclub.ru/faq/history/snow_cruiser.html Auf dem Rücken des Snow Cruisers sollte ein Beechcraft-Flugzeug mitgeführt werden, das Luftbilder der noch unbekannten Antarktis machen und dem Snow Cruiser den Weg weisen sollte.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Eines der Modelle, anhand derer Dr. Poulter die besonderen Fähigkeiten des Snow Cruisers demonstrierte, hier das Überwinden von Spalten im Eis.

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Der Bau des Snow Cruisers durch den Eisenbahnwagen- Hersteller Pullmann Standard Car Company aus Chicago, Illinois, begann im Juli 1939, und zwar unter massivem Zeitdruck. Quelle: http://www.joeld.net/snowcruiser/snowcruiser.html

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Das Expeditionsschiff, das den Snow Cruiser in die Antarktis transportieren sollte, musste spätestens im folgenden Januar im Zielgebiet ankommen, sonst hätte der Polarwinter die Reise unmöglich gemacht und somit um fast ein Jahr verzögert. Quelle: http://www.joeld.net/snowcruiser/snowcruiser.html

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Im Oktober 1939 wurde der Snow Cruiser fertiggestellt – nach 11 Wochen Bauzeit. Hier ein Foto vom 24. Oktober bei einer der ersten Fahrten außerhalb der Fertigungshallen. Das Fahrzeug war über 15 m lang, über 5 m breit und ohne Flugzeug 4,4 m hoch. Voll ausgerüstet und betankt wog es etwa 34 t.

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Quelle: http://www.diseno-art.com/news_content/2014/03/the-antarctic-snow-cruiser-it-didnt-do-what-it-said-on-the-tin/ Bis zur Abfahrt des Schiffes blieben noch 19 Tage, in denen der Snow Cruiser von seiner Fertigungsstätte in Chicago nach Boston, Massachusetts, gefahren werden musste, um von dort aus in die Antarktis verschifft zu werden – eine Strecke von rund 1.600 km.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Da es kein Fahrzeug gab, das den Snow Cruiser hätte transportieren können, musste er die lange Strecke selbst zurücklegen. Dabei erfolgten unterschiedliche Tests, so hier in der Wüste nahe Gary, Indiana, wo der Snow Cruiser über Sanddünen gefahren wurde – teilweise mit erheblichen Schwierigkeiten.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Eine Aufnahme des Snow Cruisers in Framington, Massachusetts, inmitten eines mehr 30 km langen Staus. Der Snow Cruiser war so groß, dass viele Straßen für den normalen Verkehr gesperrt werden mussten.

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Quelle: http://www.diseno-art.com/news_content/2014/03/the-antarctic-snow-cruiser-it-didnt-do-what-it-said-on-the-tin/ In allen größeren Städten auf dem Weg wurden der Snow Cruiser und seine Crew wie Popstars gefeiert.

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Zu dieser Zeit begannen nahezu euphorische Berichterstattungen über den Snow Cruiser und dessen Mission, die zu einer breiten Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit führen. Quelle: http://blog.hemmings.com/index.php/2011/01/16/sia-flashback-byrds-big-bertha-the-ultimate-snowmobile/

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Quelle: http://blog.hemmings.com/index.php/2011/01/16/sia-flashback-byrds-big-bertha-the-ultimate-snowmobile/

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Illustrationen, die an Werbekampagnen erinnern; der Snow Cruiser als Superheld der Technik. Quelle: http://theoldmotor.com/?p=111903

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Quelle: http://www.carsablanca.de/Magazin/perlen-des-wissens/snow-cruiser-der-teure-flop-des-dr-poulter Die Wirklichkeit sah anders aus. Auf einer Kuhweide in der Nähe von Gomer, Ohio, sollte der Snow Cruiser zum Test einen etwa drei Meter breiten Bach überqueren, der eine Gletscherspalte simulieren sollte. Das gelang nicht, stattdessen blieb der Snow Cruiser im Schlamm stecken. Nach fast drei Tagen gelang es, ihn unter den Augen von Hunderten von Schaulustigen zurück auf die Straße zu ziehen.

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Aufgrund eines Lenkungsschadens fuhr der Snow Cruiser auf dem Lincoln Highway gegen eine kleine Brücke. Auch hier kam es zu fast drei Tagen Verzögerung. Quelle: http://theoldmotor.com/?p=111903

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Quelle: http://www.diseno-art.com/news_content/2014/03/the-antarctic-snow-cruiser-it-didnt-do-what-it-said-on-the-tin/ Auf dem Highway. Der Snow Cruiser wurde für Geschwindigkeiten bis zu 25 mph konstruiert, schaffte aber lediglich 20 mph, rund 32 km/h.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Pressetermin am Hafenbecken in Boston, November 1939. Der Snow Cruiser erreichte den Hafen rechtzeitig – trotz aller Pleiten und Pannen.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Die Expeditionsteilnehmer begannen damit, den Snow Cruiser für die Verladung auf Deck der »North Star« vorzubereiten. Die Arbeiten wurden von Hunderten von Zuschauern begleitet.

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Hier endete die Pannenserie aber nicht, ganz im Gegenteil: Der Snow Cruiser passte gerade eben auf Deck, und auch erst, nachdem man das Heck mit Schneidbrennern um ein Stück gekürzt hatte. Quelle: http://theoldmotor.com/?p=111903

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Quelle: http://theoldmotor.com/?p=111903

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Die »North Star« erreichte die Bucht der Wale am 15. Januar 1940. Auf dem Foto sieht man die Holzrampe, die gebaut wurde, um den Snow Cruiser zu entladen.

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Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=avCuZacklEo Allerdings war die Rampe zu schwach konstruiert, um die 34 t Gesamtgewicht des Snow Cruisers zu tragen. Ein Video, das auf YouTube zugänglich ist, zeigt, wie die Entladung fast in einem Desaster geendet hätte.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Die vollkommen zerstörte Holzrampe nach der knapp geglückten Entladung.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Die »Jungfernfahrt« des Antarctic Snow Cruisers im ewigen Eis, unmittelbar nach der Entladung.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Die Crew, aufgenommen am 20. September 1940. Von links: C.W. Griffith, Mechaniker; F. A. Wade, Wissenschaftler; F. L. Ferranto, Funker; T. A. Petras, Pilot des Flugzeugs.

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Quelle: http://www.thule.org/snowcruiser.html

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Schnell zeigen sich erste Probleme: Die Reifen des Snow Cruisers hatten nicht genügend Grip und müssen durch provisorische Schneeketten aufgerüstet werden. Das Getriebe war im ersten Gang zu lang übersetzt. Darüber hinaus funktionieren die Radmotoren bei den Temperaturen 45 °C unter Null nicht mehr. Hier sieht man, wie Crew-Mitglied Ferranto versucht, sie mit einem Brenner wieder auf Funktionstemperatur zu bringen.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Auch die Schneeketten behoben die Antriebsprobleme nicht vollends. Die Crew fand heraus, dass der Snow Cruiser am besten vorwärts kam, wenn man ihn rückwärts fuhr. So wurde auch die längste Strecke, die der Snow Cruiser jemals gefahren ist, rund 150 km durch Schnee uns Eis, vollständig im Rückwärtsgang zurückgelegt.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Auf festem Schnee und Eis kam der Snow Cruiser nicht gut voran, und für Fahrten im tiefen Schnee war es schlichtweg zu schwer, weshalb er ständig tief einsank. Am 22. Dezember 1940 wurde der Snow Cruiser aufgegeben und im ewigen Eis abgestellt.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Der fast vollständig eingeschneite Snow Cruiser.

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Quelle: http://www.theatlantic.com/photo/2016/01/the-antarctic-snow-cruiser-updated/424851/ Fortan wurde der Snow Cruiser als stationäres Lager und Mannschaftsquartier weitergenutzt.

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In den späten 1940er Jahren sowie 1958 fanden mehrere Expeditionen in die Antarktis statt, von denen zwei den zurückgelassenen Snow Cruiser entdecken konnten. Sie legten ihn mit einem Bulldozer frei und fanden ihn unversehrt in genau dem Zustand, in dem das Team ihn Ende 1940 verlassen hat. Spätere Expeditionen fanden keine Spur des Snow Cruisers mehr. Über sein Verbleib gibt es unterschiedliche Vermutungen: Wahrscheinlich ist er entweder unter Schnee und Eis begraben oder wurde durch das antarktische Schelfeis abgetrieben und liegt irgendwo am Grund des Ozeans – vielleicht für immer. Quelle: http://offroadclub.ru/faq/history/snow_cruiser.html

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Recherchiert, zusammengestellt und beschrieben von Michael Jendryschik http://jendryschik.de 20. September 2016