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Nach Marcel Mauss28 gilt der Gabentausch dem Aufbau und der Bekräftigung
gesellschaftlicher Beziehungen. In diesem Zusammenhang sind Gaben als
sogenannte „tie-signs“ aufzufassen.29 Geben, Nehmen und Erwidern sind die
Hauptaktivitäten.
Empowerment-Prozesse entsprechen nur vereinzelt linearen Erfolgsbiografien. Das
Stärken des Selbstwertes passiert oft auf Umwegen und in spezifischen
Entwicklungstakten.30
Reziprokes Empowerment findet im „Dialog als Begegnung von Menschen, der
gemeinsamen Aufgabe des Lernens und Handelns“ statt.31 Das Interaktionssystem
der AkteurInnen in der EZA ist kulturanthropologisch aufschlussreich, weil sich in
ihm Rollenmuster wiederspiegeln, die GeberInnen und NehmerInnen in ihrer
Komplementarität erfassen. Freire32 charakterisiert den echten Dialog zwischen
Menschen als Mittel zur Ermächtigung. Dieser Dialog geht nicht von den Eliten aus,
sondern von den Benachteiligten. „Im Dialog von unten“, so Novy33, „wird
gemeinsam die Welt gelesen“.
Stegbauer34 resümiert, dass „Reziprozität etwas mit Austauschprozessen zu tun
[hat], die zu den Grundformen sozialer Beziehungen gehören.“
Der Prozess von Ermächtigung spielt sich im Spannungsfeld zwischen Polarität und
komplementären Wirkungsmechanismen von Subjekten und ihrer sozialen
28 Mauss, M., The Gift, the Form and Reason for Exchange in Archaic Societies, London 1990.
29 Adloff, F./Steffen, M. (Hg.) (2005), Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität.
Frankfurt/New York 2005, 13.
30 Herriger, N., Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung, Stuttgart 2010, 217.
31 Freire, Pädagogik der Unterdrückten, 73.
32 Ebd. 53.
33 Novy, A., Die Welt ist im Werden. Über die Aktualität von Paulo Freire, in: Mattersburger Kreis
für Entwicklungspolitik an den österreichischen Universitäten (Hg.): Journal für
Entwicklungspolitik (2007), Paulo Freire Heute, 38.
34 Stegbauer, C., Reziprozität. Einführung in soziale Formen der Gegenseitigkeit, Wiesbaden 2011,
14.