Bekräftigung gesellschaftlicher Beziehungen. In diesem Zusammenhang sind Gaben als sogenannte „tie-signs“ aufzufassen.29 Geben, Nehmen und Erwidern sind die Hauptaktivitäten. Empowerment-Prozesse entsprechen nur vereinzelt linearen Erfolgsbiografien. Das Stärken des Selbstwertes passiert oft auf Umwegen und in spezifischen Entwicklungstakten.30 Reziprokes Empowerment findet im „Dialog als Begegnung von Menschen, der gemeinsamen Aufgabe des Lernens und Handelns“ statt.31 Das Interaktionssystem der AkteurInnen in der EZA ist kulturanthropologisch aufschlussreich, weil sich in ihm Rollenmuster wiederspiegeln, die GeberInnen und NehmerInnen in ihrer Komplementarität erfassen. Freire32 charakterisiert den echten Dialog zwischen Menschen als Mittel zur Ermächtigung. Dieser Dialog geht nicht von den Eliten aus, sondern von den Benachteiligten. „Im Dialog von unten“, so Novy33, „wird gemeinsam die Welt gelesen“. Stegbauer34 resümiert, dass „Reziprozität etwas mit Austauschprozessen zu tun [hat], die zu den Grundformen sozialer Beziehungen gehören.“ Der Prozess von Ermächtigung spielt sich im Spannungsfeld zwischen Polarität und komplementären Wirkungsmechanismen von Subjekten und ihrer sozialen 28 Mauss, M., The Gift, the Form and Reason for Exchange in Archaic Societies, London 1990. 29 Adloff, F./Steffen, M. (Hg.) (2005), Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Frankfurt/New York 2005, 13. 30 Herriger, N., Empowerment in der Sozialen Arbeit. Eine Einführung, Stuttgart 2010, 217. 31 Freire, Pädagogik der Unterdrückten, 73. 32 Ebd. 53. 33 Novy, A., Die Welt ist im Werden. Über die Aktualität von Paulo Freire, in: Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik an den österreichischen Universitäten (Hg.): Journal für Entwicklungspolitik (2007), Paulo Freire Heute, 38. 34 Stegbauer, C., Reziprozität. Einführung in soziale Formen der Gegenseitigkeit, Wiesbaden 2011, 14.