Sekundarstufe Ulrich Schroeders1, Stefan Schipolowski2 und Katrin Böhme2 15. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie der DGPs Kassel, 14.‐16. September 2015 1 Institut für Erziehungswissenschaften, Universität Bamberg 2 Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, Humboldt‐Universität zu Berlin
Merkmalen ab • Beginn: Binet & Simon (1904) rho(g, Schulleistung) = .81 (Deary et al. 2007) • Affektive Faktoren spielen bei der Prognose untergeordnete Rolle, weil – Kognitive Faktoren sind proximal und erklärungsstark – Erwartete Effekte sind gering große Stichproben‐ umfänge; ebenfalls Überschätzung der tatsächlichen Effekte – Low‐ vs. High stakes Testung – Fokus in der Bildungsforschung/ Päd. Psychologie liegt auf der Veränderbarkeit von Verhaltensweisen kognitiv konativ affektiv
anspruchsvolle Aufgaben auf Personen ausüben (Ackerman, 1994; Goff & Ackerman, 1992) • TIE beschreibt interindividuelle Unterschiede im Verlangen nach intellektueller Betätigung, im Interesse und dem Bedürfnis nach tiefgreifendem Verständnis komplizierter Sachverhalte
TIE einen positiven Effekt auf den Fähigkeitsaufbau und Wissenserwerb haben (Ackerman, 1996) – TIE als non‐kognitives Persönlichkeitskonstrukt beschreibt dennoch kognitive Verhaltensweisen, Bindeglied in Ackermans PPIK Theorie (Process, Personality, Interests und Knowledge) (Ackerman, 1996, 1999, 2003) – Meta‐Analyse von von Stumm & Ackerman, 2012: TIE weist hohe Zusammenhänge mit akademischer Leistung (ρRE = .38) und kristalliner Intelligenz auf (ρRE = .29) – Intellektuelle Neugier wurde auch als III. Säule akademischer Leistung neben Intelligenz und Anstrengung bezeichnet (von Stumm, Hell & Chamorro‐Premuzic, 2011)
Lesen, Kontemplation und Intellektuelle Neugier replizieren? • Lassen sich mit TIE mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz vorhersagen? • … auch nach Kontrolle von Hintergrundvariablen, fluider Intelligenz und bereichsspezifischem Interesse? • Welchen Einfluss besitzt TIE am Ende der regulären Schulzeit in einer fähigkeitsheterogenen Stichprobe?
Lesen: Ich lese Bücher zu unterschiedlichen Themen. – Kontemplation: Ich denke viel über allgemeine Fragen nach, auch wenn ich nicht immer eine Antwort finde. – Intellektuelle Neugier: Ich schaue im Fernsehen gerne Dokumen‐ tationen. • Altersgemäße, eindeutige Itemformulierung – Alle Schularten – Ende der Sekundarstufe I
.78 .90 .75 .89 .78 .52 .50 .62 .54 .60 .51 .64 .82 .69 .61 TIE 01 TIE 04 TIE 07 TIE 10 TIE 16 TIE 02 TIE 05 TIE 09 TIE 14 TIE 17 TIE 06 TIE 13 TIE 15 Ich lese Bücher zu unterschiedlichen Themen. Ich gehe gerne in die Bibliothek. Ich lese sehr viel, mindestens ein Buch pro Monat. Schon in der Grundschule habe ich alles Mögliche gelesen. Ich lese gerne unterschiedliche Arten von Büchern, zum Beispiel Romane und Sachbücher. Ich denke viel über allgemeine Fragen nach, auch wenn ich nicht immer eine Antwort finde. Ich kann mich so sehr in ein Problem vertiefen, dass ich die Welt um mich herum vergesse. Ich gehe den Dingen gern auf den Grund. Es reizt mich, abstrakt zu denken. Ich denke gerne über knifflige Rätsel nach. Ich denke gerne über knifflige Rätsel nach. Ich lese regelmäßig Zeitungen und Zeitschriften. Ich verfolge gesellschaftliche und politische Themen im Fernsehen oder im Internet. N = 3603, χ²WLSMV = 1212.1, df = 62, p < .00, CFI = .971, RMSEA = .072
ein mehrdimensionales Konstrukt – Lesen: erfasst evtl. sprachliche Fähigkeiten – Kontemplation: hohe inhaltliche Überlappung mit Reasoning – Intellektuelle Neugier: stark auf gesellschaftliche, politische Themen fokussiert, Medienfaktor • TIE klärt zwischen 6‐10% der Leistungsvarianz in mathematisch‐ naturwissenschaftlichen Kompetenzen auf (nach Kontrolle von SES, Migrationshintergrund, Geschlecht) • Inkrementell über fluide Intelligenz (und Interesse) hinaus ist der Anteil allerdings sehr gering
Think‐Seek‐ Clusters (Mussel, 2010, 2013) • Zum Zeitpunkt des Eintritts in die Hochschule klärt TIE ebenfalls nur 1.8% der Schulleistung über Intelligenz hinaus auf (Powell & Nettelbeck, 2014) • Zusammenhänge sollten im sprachlich‐ geisteswissenschaftlichen Bereich höher ausfallen (Ackerman, 1996; Rolfhus & Ackerman, 1996) Quelle: Rolfhus, E. L., & Ackerman, P. L. (1996). Self‐report knowledge: At the crossroads of ability, interest, and personality. Journal of Educational Psychology, 88, 174.
Adresse Juniorprof. für Emp. Bildungsforschung 96045 Bamberg Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Reference. Schroeders, U., Schipolowski, S., & Böhme, K. (2015). Typical intellectual engagement and achievement in math and the sciences in secondary education. Learning and Individual Differences, 43, 31–38. doi:10.1016/j.lindif.2015.08.030