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Es gibt keine grüne Wiese. Wie migriere ich von...

Es gibt keine grüne Wiese. Wie migriere ich von ALT nach NEU?

Vortrag auf den Frankfurter IT-Tagen 2019, 12. Dezember 2019 (zusammen mit Kristine Schaal)

Nur in den seltensten Fällen arbeiten wir in IT-Projekten auf einer gänzlich grünen Wiese.
Oft ist ein Legacy-System ganz oder in Teilen abzulösen und in ein neu entwickeltes System
zu migrieren.
Die erfolgreiche Ablösung dieses Legacy-Systems steht und fällt mit Auswahl und
Anwendung der passenden Migrationsstrategie. Welche Art der Migration passend ist, hängt
von vielen fachlichen, organisatorischen und technischen Faktoren ab. Big Bang ist verpönt,
kann aber durchaus die richtige Wahl sein – nur wann? Wann muss man ihn vermeiden und
das Altsystem besser inkrementell ablösen?
Sind altbekannte Migrationsstrategien wie "Cold Turkey", "Chicken Little", "Butterfly" & Co
aus den 80ern und 90ern Jahren nach über 30 Jahren überhaupt noch relevant? In unserem
Talk geben wir einen Überblick über diese Migrationsstrategien, benennen Vorteile,
Schwierigkeiten und Auswirkungen.
Mit einer Kriterienliste ermöglichen wir eine gezielte Auswahl der Migrationsstrategie, damit
auf der braunen Wiese bald wieder Gras und Blumen wachsen können.

Martin Lehmann

December 12, 2019
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Transcript

  1. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 2 v.3 v.3.18

    Es gibt keine grüne Wiese! MARTIN LEHMANN, KRISTINE SCHAAL @mrtnlhmnn @krschaal IT-Tage 2019, Dezember 2019 Wie migriere ich von ALT → NEU ...?
  2. Martin Lehmann Accso - Accelerated Solutions GmbH Cheftechnologe Martin Lehmann

    ist Diplom-Informatiker und arbeitet als Cheftechnologe bei der Accso - Accelerated Solutions GmbH. Seit Ende der 90er-Jahre arbeitet er als Softwarearchitekt und -entwickler in der Softwareentwicklung in Individualentwicklungsprojekten für Kunden verschiedener Branchen. Er interessiert sich besonders für die Herausforderungen Verteilter Systeme. [email protected] @mrtnlhmnn xing.to/mle Kristine Schaal Accso - Accelerated Solutions GmbH Softwarearchitektin Dr. Kristine Schaal ist als Softwarearchitektin bei der Accso - Accelerated Solutions GmbH tätig. Sie arbeitet seit 20 Jahren in der Softwareentwicklung und ist in Projekten der Individualentwicklung für Kunden verschiedener Branchen unterwegs, technisch überwiegend im Java-Umfeld. [email protected] @krschaal www.xing.com/profile/Kristine_Schaal
  3. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 4 Nur in

    den seltensten Fällen arbeiten wir in IT-Projekten auf einer gänzlich grünen Wiese. Oft ist ein Legacy-System ganz oder in Teilen abzulösen und in ein neu entwickeltes System zu migrieren. Die erfolgreiche Ablösung dieses Legacy-Systems steht und fällt mit Auswahl und Anwendung der passenden Migrationsstrategie. Welche Art der Migration passend ist, hängt von vielen fachlichen, organisatorischen und technischen Faktoren ab. Big Bang ist verpönt, kann aber durchaus die richtige Wahl sein – nur wann? Wann muss man ihn vermeiden und das Altsystem besser inkrementell ablösen? Sind altbekannte Migrationsstrategien wie "Cold Turkey", "Chicken Little", "Butterfly" & Co aus den 80ern und 90ern Jahren nach über 30 Jahren überhaupt noch relevant? In unserem Talk geben wir einen Überblick über diese Migrationsstrategien, benennen Vorteile, Schwierigkeiten und Auswirkungen. Mit einer Kriterienliste ermöglichen wir eine gezielte Auswahl der Migrationsstrategie, damit auf der braunen Wiese bald wieder Gras und Blumen wachsen können. Abstract
  4. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 5 Zusammenfassung Fallstudien

    für Big-Bang Warum Migration … und was ist das? Fallstudien für inkrementelle Migration
  5. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 13 Was ist

    eine Migration? → Definition Eine Softwaremigration bezeichnet die Überführung eines SW-Systems in eine andere Zielumgebung, wobei die fachliche Funktionalität unverändert bleibt.
  6. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 14 Modernisierung, Evolution

    Was ist eine Migration nicht? → Abgrenzung Eine Softwaremigration bezeichnet die Überführung eines SW-Systems in eine andere Zielumgebung, wobei die fachliche Funktionalität unverändert bleibt. Neu-Entwicklung, individuell oder Standard-SW Reverse Engineering, Nachdoku- mentation Reengineering, Sanierung, Redesign, Refactoring
  7. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 16 Aspekte einer

    Migration Migration Kate- gorien Arte- fakte Prozess Über- gabe Re-Implementierung, Konversion, Kapselung SW, HW, Daten, Produkte wie Bibliotheken, Infrastruktur Ganz oder in Teilen? Prozess von Cutover und Deployment Migrationsplanung, Entwicklungsprozess, Aufwandsschätzungen, planerische und organisatorische Begleitung, …
  8. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 17 Entscheidungskriterien auf

    einen Blick Umfang Gesamtsystem Featuredruck Flexibilität fachlich Flexibilität in Entwicklung Prozess Parallelbetrieb Altsystem groß hoch erforderlich nachrangig risiko-getrieben gewollt anpassbar und modular klein nachrangig kosten/dauer-getrieben nicht möglich nicht mehr anpassbar erforderlich niedrig
  9. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 18 Zusammenfassung Fallstudien

    für Big-Bang Warum Migration … und was ist das? Fallstudien für inkrementelle Migration
  10. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 19 Drei Fallstudien

    – verschiedene Stakeholder LOGISTIK – Inkrementelle Migration REDAKTIONSSYSTEM – Big Bang AUTOMOTIVE – Big Bang
  11. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 20 Drei Fallstudien

    – verschiedene Stakeholder LOGISTIK – Inkrementelle Migration REDAKTIONSSYSTEM – Big Bang AUTOMOTIVE – Big Bang Michael Manager Billy Betrieb Petra PO Alfred Architekt
  12. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 21 Fallstudie AUTOMOTIVE

    – Big Bang Petra PO Wie erfüllen wir regulatorische Anforderungen , Anforderungen an die Informationssicherheit, …? Wie können wir neue Funktionalität effektiv und effizient umsetzen? Wie ermöglichen unsere Systeme ein geschäftliches Wachstum? Billy Betrieb Wie bekommen wir die zunehmende Komplexität unter Kontrolle? Wieviel Risiko durch veraltete Technologie steckt in unseren Systemen? Wie steht‘s mit Lizenzen & Support? Wie erfüllen wir die nicht-funktionalen Anforderungen an Performance, Verfügbarkeit, Sicherheit …?
  13. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 29 Featuredruck ist

    hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Hohe Flexibilität während der Umsetzung Minimierter Parallelbetrieb frühe Infrastrukturerfahrungen Einfaches Deployment System hat hohe „Sichtbarkeit“
  14. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 30 Featuredruck ist

    hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Hohe Flexibilität während der Umsetzung Minimierter Parallelbetrieb frühe Infrastrukturerfahrungen Einfaches Deployment System hat hohe „Sichtbarkeit“ Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie
  15. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 31 Featuredruck ist

    hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Hohe Flexibilität während der Umsetzung Minimierter Parallelbetrieb Einfaches Deployment frühe Infrastrukturerfahrungen System hat hohe „Sichtbarkeit“ Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie Erfüllungsgrad von Big- Bang
  16. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 32 Big Bang

    ist Risiko … Kate- gorien Arte- fakte Prozess Über- gabe Wenn Re-Implementierung zu lange dauert, werden fachlichen Anforderungen nicht schnell genug umgesetzt. Alle Artefakte muss man zusammen betrachten → Aufwändig und riskant! Es gibt nur einen Schritt bei der Produktivnahme → Riskant, falls kein Fallback. Ggf. lange Downtime. Gefahr eines Wasserfalls. Gefahr, wesentliche Teile zu vergessen.
  17. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 34 Fallstudie REDAKTIONSSYSTEM

    – Big Bang Petra PO Wie erfüllen wir regulatorische Anforderungen , Anforderungen an die Informationssicherheit, …? Wie können wir neue Funktionalität effektiv und effizient umsetzen? Wie ermöglichen unsere Systeme ein geschäftliches Wachstum? Wie bekommen wir die zunehmende Komplexität unter Kontrolle? Wieviel Risiko durch veraltete Technologie steckt in unseren Systemen? Wie kann man (effizient) testen? Wie erfüllen wir die nicht-funktionalen Anforderungen an Performance, Verfügbarkeit, Sicherheit …? Alfred Architekt Welche Rahmenbedingungen gibt es, z.B. durch Schnittstellen?
  18. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 38 Featuredruck ist

    hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Hohe Flexibilität während der Umsetzung Änderungen am Altsystem gut möglich Altsystem ist modular aufgebaut Technische Risiken minimieren System hat hohe „Sichtbarkeit“
  19. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 39 Featuredruck ist

    hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Hohe Flexibilität während der Umsetzung Änderungen am Altsystem gut möglich Technische Risiken minimieren Altsystem ist modular aufgebaut System hat hohe „Sichtbarkeit“ Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie
  20. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 40 Änderungen am

    Altsystem gut möglich Featuredruck ist hoch Regulatorische Anforderungen Umfang des Gesamtsystems Technische Risiken minimieren Hohe Flexibilität während der Umsetzung Altsystem ist modular aufgebaut System hat hohe „Sichtbarkeit“ Erfüllungsgrad von Big-Bang Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie
  21. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 42 Big Bang

    ist Risiko … aber auch Chance! Kate- gorien Arte- fakte Prozess Über- gabe Man vermeidet die Parallelentwicklung an ALT und NEU. Stattdessen konzentriert man sich auf das Wesentliche! Keine Änderungen nur für die Migration. Man kann den Prozess sehr gut durchdenken. Bei geeigneter Architektur kann man ihn auch üben. Alle Artefakte werden zusammen betrachtet → Keine riskanten Zwischenstufen wg. Integration ALT-NEU Cutover ist nur kurz. Alle Nutzer werden an einem Punkt umgeschaltet.
  22. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 43 Zusammenfassung Fallstudien

    für Big-Bang Warum Migration … und was ist das? Fallstudien für inkrementelle Migration
  23. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 46 Fallstudie LOGISTIK

    – Inkrementelle Mig-Strategie Wie bekommen wir die zunehmende Komplexität unter Kontrolle? Wieviel Risiko durch veraltete Technologie steckt in unseren Systemen? Wie kann man (effizient) testen? Wie erfüllen wir die nicht-funktionalen Anforderungen an Performance, Verfügbarkeit, Sicherheit …? Alfred Architekt Welche Rahmenbedingungen gibt es, z.B. durch Schnittstellen? Michael Manager Wie bekommen wir die stetig steigenden Kosten in Betrieb und Wartung in den Griff? Wie lange gibt es die nötigen Skills noch in unserem Unternehmen / auf dem Arbeitsmarkt? Wie nutzen wir neue Technologien für die Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle?
  24. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 50 Wachstum ermöglichen

    Änderungen am Altsystem gut möglich Risiko minimieren Dauer minimieren Kosten & Aufwand senken Technische Risiken minimieren Hohe Flexibilität während der Umsetzung Altsystem ist modular aufgebaut
  25. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 51 Wachstum ermöglichen

    Änderungen am Altsystem gut möglich Risiko minimieren Dauer minimieren Kosten & Aufwand senken Technische Risiken minimieren Hohe Flexibilität während der Umsetzung Altsystem ist modular aufgebaut Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie
  26. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 52 Kosten &

    Aufwand senken Wachstum ermöglichen Änderungen am Altsystem gut möglich Risiko minimieren Dauer minimieren Technische Risiken minimieren Hohe Flexibilität während der Umsetzung Erfüllungsgrad der inkrementellen Migrations- strategie Altsystem ist modular aufgebaut Prioritäten & Rahmenbedingungen in der Fallstudie
  27. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 53 Inkrementelle Migrationsstrategien

    Database First Database Last Database Composite Butterfly Strangler Application Monolith to Microservices Parallelbetrieb Anpassungen an ALT … nach Daten … nach Schichten … nach Fachlichkeit Chicken Little Integration mit ALT (Router/Gateways) Testaufwand für jede Stufe
  28. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 55 Database First

    / Database Last NEU Target Database Forward Gateway ALT NEU Legacy Database ALT Reverse Gateway
  29. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 57 Chicken Little

    Iterativ-inkrementelle Migration in (jeweils) 11 Einzelschritten Gateways für die Kommunikation zwischen ALT und NEU Heterogenes verteiltes System Migration nach technischen Schichten
  30. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 59 Monolith to

    Microservices Iterativ-inkrementelles Vorgehen ausgehend vom fachlichen Schnitt „Teile und Herrsche“ Bei loser fachlicher Kopplung das ideale Vorgehen, da es Migration ermöglicht und unterstützt.
  31. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 60 Inkrementell-iterativ hat

    Risiken und Chancen Kate- gorien Arte- fakte Prozess Über- gabe Re-Implementierung: Was zuerst? Risiko-First? Smallest-First? Biggest-First? User-oriented First? Fertig-First? Am besten nach fachlichem Schnitt! Kleine Ausschnitte werden betrachtet. Integration ist in jedem Einzelschritt kritisch. Mehrere (sehr viele?) Einzelschritte können aufwändig sein – ggf. (in Summe) auch riskant. Jedes kleine Inkrement lässt sich einzeln gut durchplanen. Aber wer hat das Big-Picture im Blick („Gefahr des „Verhungerns“)?
  32. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 64 Zusammenfassung Warum

    Migration … und was ist das? Fallstudien für inkrementelle Migration Fallstudien für Big-Bang
  33. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 65 Fazit von

    uns und unseren Stakeholdern … Big-Bang ist nicht per se schlecht, sondern kann bei passendem Kontext eine valide Strategie sein! „Let's face it, all we are doing is writing tomorrow's legacy software today.“ (Martin Fowler) Es gibt nicht die eine richtige Migrations- strategie für ein Migrationsvorhaben. Alle Sichten auf das Migrationsvorhaben müssen berücksichtigt werden.
  34. Copyright © Accso – Accelerated Solutions GmbH 66 66 66

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