Die Forschung in der Informatik und Softwaretechnik ist oft sehr formal und technisch. Diese Arbeiten haben ihren Platz, aber aus praktischer Sicht sollte im Mittelpunkt eigentlich immer der Mensch stehen. Ein wichtiges Forschungsgebiet der Softwaretechnik ist die Software-Evolution, also die Weiterentwicklung bereits bestehender, vielleicht sehr großer Systeme. Hier sollte also der Entwickler oder die Entwicklerin im Zentrum stehen, also möglichst gut unterstützt werden. In diesem Vortrag stelle ich zwei Beispiele aus meinem Lehrstuhl vor, die dazu einen Beitrag leisten. Die eine Arbeit untersucht Methoden zur Empfehlung von gekoppelten Änderungen. Also das System schlägt vor: „Wer die Datei A geändert hat, hat auch oft die Datei B geändert.“ Wir haben hier zum Teil neue Methoden entwickelt und diese empirisch untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass Studierende mit dieser Unterstützung Wartungsaufgaben korrekter durchführen können als ohne. Die zweite Arbeit beschäftigt sich mit der Anwendung von statischer Analyse zum Auffinden typischer Fehler. Die existierenden Werkzeuge sind hier bereits sehr gut, werden aber nicht angewendet. Wir haben uns hier mit Hilfe der psychologischen Theorie der Salutogenese genähert und daraus eine neue Oberfläche für das Java-Werkzeug FindBugs abgeleitet. Im Experiment hat sich gezeigt, dass mit dieser neuen Oberfläche der Stress bei Studierenden während des Behebens von Fehlern in unbekanntem Code reduziert werden kann. Insgesamt zeigt sich also, dass Software-Evolution durch eine gezielte Unterstützung der beteiligten Menschen einfacher und besser gemacht werden kann.