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Tutorial Prof. Däfler: "12 Tipps für verständliche Texte"

Tutorial Prof. Däfler: "12 Tipps für verständliche Texte"

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  1. IMPRESSUM & COPYRIGHT Die private Nutzung dieses Tutorials ist kostenlos

    und nicht an Bedingungen geknüpft. 
 Die kommerzielle Nutzung der Inhalte ist jedoch untersagt. © Prof. Dr. Martin-Niels Däfler Landingstraße 18 63739 Aschaffenburg 0173 3000123
  2. Mein Name ist Martin-Niels Däfler. Ich unterrichte als hauptamtlicher Professor

    im Fachbereich Kommunikation an der FOM Hochschule in Frankfurt/Main. Darüberhinaus bin ich als Trainer, Redner und Coach tätig. Ich wünsche Ihnen viele Einsichten und Erkenntnisse! Ihr Martin-Niels Däfler
  3. Vermeiden Sie den bürokratischen Nominalstil Verbal formulierte Sätze sind meistens

    besser zu verstehen als nominal formulierte. Das heißt: „planen“ ist verständlicher als „einen Plan durchführen“. Und „eine Buchung vornehmen“ lässt sich einfacher und kürzer mit „buchen“ sagen. Der Nominalstil heißt so, weil Hauptwörter 
 (Nomen) und „Streckverben“ verwendet 
 werden, anstatt einfach nur ein Verb zu 
 benutzen. Der Nominalstil ist meistens 
 an der Endung „ung“ beim Substantiv 
 zu erkennen, zum Beispiel Durch-
 führung, Prüfung, Planung, Errichtung … 1
  4. Vermeiden Sie den Passivstil Im Aktiv geschriebene Sätze sind besser

    zu verstehen als passiv formulierte. Zudem wird beim Passiv der Handelnde beziehungsweise der Verantwortliche nicht genannt. 
 Dazu ein Beispiel: „Die Rechnung 
 wird Ihnen zugesandt“ ist passiv 
 und unklar. Wer schickt die Rechnung? 
 Besser ist: „Wir senden Ihnen 
 die Rechnung zu.“ 2
  5. 3 Vermeiden Sie Floskeln „Ausgelutschte“ Formulierungen oder „verbrauchte“ Metaphern 


    sind Anzeichen eines schlechten Stils. Dazu einige Beispiele: „Das lässt sich nicht auseinander-
 dividieren“ – „Das müssen wir 
 proaktiv lösen“ – „In trockene 
 Tücher bringen“ – „den Ball flach 
 halten“. Genauso überflüssig sind hohle, nichtssagende Begriffe, wie etwa „flexibel“, „zielorientiert“, „teamorientiert“, „ergebnisorientiert“, „innovativ“, „relevant“, „effektiv“ oder „effizient“.
  6. Vermeiden Sie Füllwörter Im persönlichen Gespräch neigen viele Menschen dazu,

    mehr Worte zu gebrauchen als erforderlich, um die reine Information zu vermitteln – sie verwenden Füllwörter. Leider ist dies auch bei geschriebenen Texten so. Wörter wie „nun“, „dann“, „also“, „jedoch“, „aber“, „natürlich“, „eigentlich“, „ein bisschen“, „wie gesagt“ oder „vielleicht“ lassen sich in der Schriftsprache oft ersatzlos streichen, ohne dass der Sinn des Textes verändert wird. Will man seinen Text jedoch bewusst der mündlichen Sprache annähern, dann ist es in Ordnung, gelegentlich Füllwörter zu benutzen. 4
  7. Vermeiden Sie Fachwörter, Fremdwörter und Anglizismen Fachwörter sind Passwörter; sie

    signalisieren Zugehörigkeit zu einer Expertengruppe – dort sind sie auch willkommen, denn sie erleichtern die Kommunikation unter den „Eingeweihten“. Außerhalb solcher Expertengruppen sollten Fachwörter aber stets in verständliches Deutsch übersetzt werden. 5 Ähnliches gilt für Fremdwörter; diese sind nur 
 dann eine Bereicherung, wenn Schreiber und Empfänger sie verstehen. Anglizismen sollten – in einem gleichbedeutenden Sinn – nur ver- wendet werden, wenn es keine passende deutsche Übersetzung gibt.
  8. Vermeiden Sie inhaltslose 
 „Vorreiter“ und Aussagen 6 Sogenannte „Vorreiter“

    können Sie fast immer ersatzlos streichen, 
 etwa: „Wir nehmen Bezug auf“ – „hiermit teilen wir Ihnen mit“ – 
 „mit diesem Schreiben“. Gleiches gilt für leere Aussagen. Mit einem 
 einfachen Trick lassen sich solche Passagen aufspüren: Sie können Leerformeln 
 identifizieren, wenn Sie die Aussage verneinen. Ergibt sich aus der Verneinung eine Alternative, die überhaupt nicht in Betracht kommt, so ist die Aussage eine Plattheit und bietet 
 keine Orientierung. Dazu ein Beispiel: 
 „Organisieren Sie das Projekt gründ-
 lich!“ Verneinen Sie den Satz 
 („Organisieren Sie das Projekt nicht 
 gründlich!“), so wird klar: Das ist Quatsch
 und damit der Ausgangssatz inhaltslos.
  9. Vermeiden Sie lange Sätze 7Jeder Satz muss beim ersten Lesen

    verstan- den werden und darf deshalb nicht zu lang sein. Die ideale Satzlänge gibt es zwar nicht, dafür eine Faustregel: Sie sollten versuchen, in den meisten Sätzen mit maximal 15 Wörtern auszukommen. Das gelingt Ihnen meist schon, wenn Sie in einem Satz nur einen Gedanken bringen. Als Obergrenze gilt: Kein Satz sollte länger als zwei Zeilen sein. Passen Sie aber gleichzeitig auf, dass kein „Kasernenhofstil“ entsteht. Wechseln Sie daher zwischen kurzen und mäßig langen Sätzen.
  10. Vermeiden Sie einen komplizierten Satzbau Ein normaler deutscher Satz besteht

    in der Regel aus 
 Subjekt (S), Prädikat (P) und Objekt (O); er beschreibt: Wer tut was? Ergänzungen werden in der Reihenfolge Zeit, Ort sowie Art und Weise genannt. Weichen Sie von diesem Standardsatzbau möglichst selten ab. 8 Sie können das Objekt mal nach vorne stellen, wenn Sie dieses besonders betonen wollen. Ansonsten erweisen Sie bitte dem Leser den Gefallen, und halten Sie sich an die Reihenfolge S-P-O.
  11. Vermeiden Sie Einschübe Verschachtelte Relativsätze mögen zwar beeindruckend sein, sie

    tragen aber nichts zur Verständlichkeit bei. Wichtige Aussagen gehören in reine Hauptsätze ohne Nebensätze und Einschübe. Diese unterbrechen nämlich den Gedankengang, lenken den Leser ab und machen ihm Mühe, den Inhalt zu verstehen. 

  12. Vermeiden Sie unkonkrete Wörter Je konkreter ein Wort ist, desto

    leichter ist es zu ver- stehen. An amerikanischen Drehbuchschulen wird deshalb den angehenden Autoren gelehrt: „Show, don’t tell!“ Frei übersetzt heißt das:„Mach es anschaulich.“ Für Texte jeder Art bedeutet dies: Vermeiden Sie unkonkrete, allgemeine Substantive, die oft auf -ung, -heit, 
 -keit, -ät, -ion oder -ive enden, zum Beispiel 
 Geldabwertung, Beschaffenheit, Lieferfähigkeit, 
 Trivialität, Projektion oder Perspektive. Vermeiden Sie außerdem „hohle“ Substantive wie 
 Gebiet, Bereich, Ebene, Umfeld, Sektor oder Raum.
  13. Vermeiden Sie negative Formulierungen Der Durchschnittsmensch braucht etwa anderthalbmal so

    lange, um eine verneinende Satzaussage zu verstehen als eine bejahende. Negative Formulierungen bewirken oft das Gegenteil des Beabsichtigten: Versuchen Sie mal, nicht an einen blauen Elefanten zu denken … Wenn Sie etwas negativ formulieren müssen, dann drücken Sie die Verneinungen mit Wörtern aus, die die Verneinung bereits beinhalten, also zum Beispiel „zweifeln“ (nicht glauben), „sich weigern“ (nicht tun), „selten“ (nicht oft), „hindern“ (nicht zulassen), „knapp“ (nicht genug) oder „falsch“ (nicht richtig).
  14. Vermeiden Sie komplizierte Ausdrücke Kämpfen Sie gegen die Tendenz, Einfaches

    kompliziert auszudrücken.
 „Zu diesem Zeitpunkt“ kann man durch „jetzt“ ersetzen und „ein Ding der Unmöglichkeit“ zu „unmöglich“ verkürzen, und aus „strenges Stillschweigen bewahren“ lässt sich einfach „schweigen“ machen. „In vollem Umfang“ ist nichts anderes als „ganz“, und „in Anbetracht“ heißt „wegen“.