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Warum Introversion nichts schlimmes ist

Jessica Lyschik
April 17, 2016
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Warum Introversion nichts schlimmes ist

Session beim WordCamp Nürnberg 2016

Jessica Lyschik

April 17, 2016
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Transcript

  1. Warum Introversion
    nichts schlimmes ist
    WORDCAMP NÜRNBERG 2016
    JESSICA LYSCHIK

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  2. Hallo!
    Jessica Lyschik
    Web Developer
    @luminuu
    https://luminuu.de
    Ich bin introvertiert :)

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  3. Aus meinen Zeugnissen...
    „Jessica ist sehr still und fügt sich unauffällig in die Klassengemeinschaft ein. Sie kann mit
    einzelnen Schülern Kontakt aufnehmen und recht aufgeweckt sein, im Klassenverband wirkt sie
    dagegen oft ängstlich.“
    „Sie kann sich gut konzentrieren und arbeitet schon recht selbstständig. Veränderte Situationen
    verunsichern sie jedoch stark.“
    „Sie sollte sich noch aktiver am Unterrichtsgespräch beteiligen.“
    „Sie wirkt sehr verträumt und hat Probleme, sich in einer größeren Gruppe mitzuteilen.“
    „Konflikten versucht sie aus dem Weg zu gehen.“

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  4. Introvertierte Menschen
    o sind Beobachter und Zuhörer
    o sind oft still, ruhig, zurückhaltend
    o intensives Innenleben, wirken „verträumt“
    o Energiegewinnung durch Alleinsein, reizarme Umgebung

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  5. Introvertierte Menschen
    o benötigen weniger Stimulation von Außen
    o aktiver in Gesprächen mit einzelnen Personen
    o etwa 30% sind introvertiert
    o können sich aber auch anpassen!

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  6. Introversion ist...
    o Persönlichkeitspsychologie, beschrieben 1921 von Carl Gustav Jung
    o Die Tendenz zur Introversion ist angeboren
    o Das soziale Umfeld und die Kultur prägen ebenfalls
    (“nach außen gewandt“)
    Extraversion
    Introversion („nach innen gewandt“)

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  7. Introversion ist nicht...
    Diese Begriffe nicht verwechseln:
    Introvertiert != Schüchtern
    Introvertiert != Hochsensibel

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  8. Das Intro-Hirn
    DER NEUROBIOLOGISCHE UNTERSCHIED

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  9. Das Intro-Hirn
    Erhöhte Gehirnaktivität und stärkerer Blutfluss
    intensivere Verarbeitung von Informationen

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  10. Das Intro-Hirn
    Längere Nervenbahnen
    Verarbeitungsprozess „dauert“ länger

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  11. Das Intro-Hirn
    Mandelkern (Amygdala) leicht erregbar
    stärkere Reaktion auf Umweltreize

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  12. Das Intro-Hirn
    Nucleus accumbens, „Lustzentrum“ schwer erregbar
    Risikovermeidung, wenig intensivere Gefühle

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  13. Das Intro-Hirn
    stärkerer Parasympathikus
    Energiegewinnung durch Ruhe

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  14. Die Intro-Stärken
    SCHEINBAR UNSCHEINBARE STÄRKEN

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  15. Vorsicht
    o Sicherheitsbedürfnis
    o Respektvoller Umgang
    o Erst denken, dann reden
    o ungern spontane / undurchdachte Entscheidungen fällen
    o Kehrseite: Zurückhaltung als Gleichgültigkeit auffassen

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  16. Substanz
    o Nachdenken als Hintergrundaktivität
    o führt zu Substanz und Tiefe in der Kommunikation
    o Gesagtes ist bereits gefiltert, durchdacht, geprüft
    o lieber weniger Gespräche, dafür mit Tiefe
    o Basis für echte Freundschaften
    o Kehrseite: Substanz braucht Zeit, wirkt passiv

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  17. Konzentration
    o Aufgabe über längere Zeit aufmerksam nachgehen
    o weniger abgelenkt sein
    o Präsenz durch Bündelung der Kraft und Aufmerksamkeit

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  18. Zuhören
    o nicht nur Antworten zurechtlegen
    o kann einen echten Dialog schaffen
    o Verarbeitung und Verwertung von Informationen
    o wesentliches herausfiltern
    o Gesprächspartner bekommt Aufmerksamkeit, man ist „ganz Ohr“

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  19. Ruhe
    o Unterschied: äußere und innere Ruhe
    o äußere Ruhe: keine Stimulation von Außen, Energiegewinnung
    o Ermutigung für andere: Bedürfnisse beachten, vor Handeln nachdenken
    o innere Ruhe: wird erreicht durch Entspannung wie Meditation
    o Unterscheidung zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen
    o hilft auch der Konzentration

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  20. Analytisches Denken
    o besonders ausgeprägt
    o sorgfältiges Nachdenken
    o Dingen auf den Grund gehen, recherchieren
    o viel Wert in der Wissenschaft oder Controlling
    o problemlösendes Denken als Vorteil z. B. in der IT

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  21. Unabhängigkeit
    o weniger auf Rückmeldung / Bewertung anderer angewiesen
    o leichter allein sein können
    o Selbstständigkeit
    o Kehrseite: kann auf Kosten der Kommunikation und Teamfähigkeit gehen
    o höchste Form: Selbstlosigkeit

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  22. Beharrlichkeit
    o „dranbleiben“ – zielgerichtete Art der Geduld
    o Gründlichkeit
    o Ausdauer bei Verhandlungen
    o Beispiel: Marie Curie

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  23. Schreiben
    o schriftliche Kommunikation bevorzugt
    o Gedanken können vorab sortiert werden
    o Entschleunigung der Kommunikation
    o sichert Distanz

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  24. Einfühlungsvermögen
    o wie „tickt“ der Gesprächspartner
    o Beobachtung hilft dabei
    o schafft Vertrauen
    o zusammen mit Substanz und Zuhören: gefragter Ansprechpartner
    o Kompromisse erkennen, Diplomatie vermitteln
    o weniger Potenzial für Konflikte

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  25. Die Intro-Hürden
    NICHT UNBEDINGT SCHWÄCHE, ABER ES IST KOMPLIZIERT.

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  26. Angst
    o nicht per se schlecht: schützt vor unbedachtem Handeln
    o angemessene Angst schützt
    o Angst kann auch blockieren!
    o intensivere Wahrnehmung der Angst

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  27. Kleinteiligkeit
    o sich im Detail verlieren
    o kann gut sein, z. B. bei der Fehlersuche
    o in Gesprächen das Gesamtbild aus den Augen verlieren
    o in Kombination mit Perfektionismus: Mikromanagement und Kontrollwut

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  28. Überstimulation
    o zu viel: zu viele Eindrücke in kurzer Zeit
    o zu laut: Geräuschempfindlichkeit
    o zu schnell: in Gesprächen - kurzfristige Entscheidungsfindung, aggressive Diskussionen
    o auch bei Konflikten, Austausch mit größeren Gruppen
    o im Alltag: Unterbrechungen, Anrufe
    o keine Rückzugsmöglichkeit: „zu machen“

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  29. Passivität
    o Weigerung
    o verharren in Situationen
    o leise Stimme
    o Schweigen bei Angriff
    o vermeidet Überstimulation

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  30. Flucht
    o Vermeidung durch Rückzug
    o Suche nach Ablenkung
    o Suche nach weniger belastende Aktivität / Umgebung
    o Prokrastination
    o Restenergie bewahren

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  31. Selbstverleugnung
    o Unterdrückung / negative Bewertung der eigenen Bedürfnisse
    o häufig in extrovertierter Umgebung
    o Gefühl einer „Minderheit“ im Familien-/ Freundeskreis

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  32. Fixierung
    o erstarrte Form der Beharrlichkeit
    o Mangel an Flexibilität
    o auch eine Energiesparstrategie

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  33. Kontaktvermeidung
    o bei anstrengend oder als lästig empfundenen Menschen
    o zu viel Rummel
    o Gefahr: soziale Isolation
    o Nicht verwechseln mit Flucht, die ist situationsbedingt

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  34. Konfliktscheu
    o Konflikte: aufwendig, stressbelastet, Folgen schwer vorhersehbar
    o Kommunikation kann außer Kontrolle geraten
    o Angst spielt mit rein
    o Belastung durch Konflikt, Schlaflosigkeit
    o spart ebenfalls Energie

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  35. Bekannte introvertierte
    Persönlichkeiten
    WUSSTET IHR, WER ALLES INTROVERTIERT IST?

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  36. Bekannte Intros
    Angela Merkel
    Barack Obama
    Albert Einstein
    Marie Curie
    Charles Darwin
    Mahatma Gandhi
    J. K. Rowling
    Bill Gates
    Mark Zuckerberg
    Steven Spielberg
    Günther Jauch
    Frédéric Chopin
    Ludwig van Beethoven
    Michael Jackson

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  37. Ist Introversion schlimm?
    Nein.

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  38. Danke für eure Aufmerksamkeit! :)
    Fragen?
    Wenn euch später noch etwas einfällt: @luminuu

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