Upgrade to Pro — share decks privately, control downloads, hide ads and more …

Dr. Marian Arning - Die §§ 28, 29 BDSG sind Vergangenheit - Was kommt jetzt?

Dr. Marian Arning - Die §§ 28, 29 BDSG sind Vergangenheit - Was kommt jetzt?

Dr. Marian Arning stellt in seinem Vortrag die neuen Erlaubnistatbestände der Datenschutzgrundverordnung vor.

Hannoverscher Datenschutztag

January 16, 2018
Tweet

More Decks by Hannoverscher Datenschutztag

Other Decks in Research

Transcript

  1. §§ 28, 29 BDSG sind Vergangenheit: Was kommt jetzt? 2.

    Hannoverscher Datenschutztag 16. Januar 2018 Dr. Marian Arning, LL.M.
  2. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Gedächtnisstütze • Bisherige Rechtslage: – § 4

    Abs. 1 BDSG: „Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten sind nur zulässig, soweit dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder anordnet oder der Betroffene eingewilligt hat.“ – Wichtigste Erlaubnisvorschriften für die Privatwirtschaft: • § 28 BDSG: Datenerhebung und -speicherung für eigene Geschäftszwecke • § 29 BDSG: Geschäftsmäßige Datenerhebung und -speicherung zum Zweck der Übermittlung 4
  3. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Relevante Regelungen in der DSGVO • Art.

    5: Grundsätze für die Verarbeitung personenbezogener Daten • Art. 6: Rechtmäßigkeit der Verarbeitung • Art. 7: Bedingungen für die Einwilligung • Art. 8: Bedingungen für die Einwilligung eines Kindes in Bezug auf Dienste der Informationsgesellschaft • Art. 9: Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten • Art. 10: Verarbeitung von personenbezogenen Daten über strafrechtliche Verurteilungen und Straftaten • Art. 11: Verarbeitung, für die eine Identifizierung der betroffenen Person nicht erforderlich ist • Art. 85-91: Spezielle Vorschriften für besondere Verarbeitungssituationen (z.B. Beschäftigungsverhältnis, wissenschaftliche Forschung etc.) 6
  4. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeit der Datenverarbeitung • Verarbeitungsverbot mit Erlaubnisvorbehalt

    (Art. 6 Abs. 1, Art. 9 Abs. 1 DSGVO, ErwGr. 40 zur DSGVO) – Erlaubnis kann sich ergeben aus: • Einwilligung der betroffenen Person (insb. Art. 6 Abs. 1 lit. a, Art. 7, Art. 8 DSGVO) • Rechtsgrundlage aus der DSGVO (z.B. Art. 6 Abs. lit. b DSGVO) • Rechtsgrundlage im sonstigen EU-Recht (wenn Öffnungsklausel vorhanden) • Rechtsgrundlage im nationalen Recht der Mitgliedstaaten (wenn Öffnungsklausel vorhanden, z.B. BDSG 2018, SGB X 2018) • Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen (Art. 88 DSGVO, § 26 BDSG 2018) 8
  5. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeitstatbestände nach Art. 6 DSGVO (1) (Auswahl)

    Die Verarbeitung ist erforderlich für • die Erfüllung eines Vertrags, dessen Vertragspartei die betroffene Person ist, oder zur Durchführung vorvertraglicher Maßnahmen, die auf Anfrage der betroffenen Person erfolgen (lit. b) – Z.B. Erbringung der vertraglich geschuldeten Leistungen (inkl. Zahlung und Lieferung) • die Erfüllung einer rechtlichen Verpflichtung, der der Verantwortliche unterliegt (lit. c) – Rechtliche Verpflichtung ergibt sich aus dem EU- oder dem nationalen Recht – Regelung muss mindestens den Zweck der Datenverarbeitung vorgeben – Z.B. §§ 3 Abs. 1, 4 GWG: Identifizierung des Vertragspartners 10
  6. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeitstatbestände nach Art. 6 DSGVO (2) (Auswahl)

    Die Verarbeitung ist erforderlich zur • Wahrung der berechtigten Interessen des Verantwortlichen oder eines Dritten, sofern nicht die Interessen oder Grundrechte und Grundfreiheiten der betroffenen Person, die den Schutz personenbezogener Daten erfordern, überwiegen, insbesondere dann, wenn es sich bei der betroffenen Person um ein Kind handelt (lit. f). – Interessenabwägung (ähnlich § 28 Abs. 1 Nr. 2 BDSG) – „Auffangtatbestand“, „Generalklausel“ 11
  7. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeitstatbestände nach Art. 6 DSGVO (3) (Auswahl)

    • Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO („Interessenabwägung“) ist in drei Schritten zu prüfen: 1. Der Verantwortliche oder ein Dritter müssen berechtigte Interessen an der Verarbeitung personenbezogener Daten haben. 2. Die (geplante) Verarbeitung muss zur Wahrung dieser berechtigten Interessen erforderlich sein. 3. Die Interessen oder Grundrechte und Grundfreiheiten der be- troffenen Person, die den Schutz personenbezogener Daten erfordern, dürfen die berechtigten Interessen des Verantwortlichen/Dritten nicht überwiegen. 12
  8. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeitstatbestände nach Art. 6 DSGVO (4) (Auswahl)

    • Berechtigte Interessen des Verantwortlichen / Dritten können z.B. sein: – Verhinderung von Betrug – Direktwerbung – Verarbeitung von Kundendaten im Rahmen von CRM-Systemen – Verarbeitung personenbezogener Daten zu Compliance- Zwecken – Durchführung einer Due Diligence – Warnsysteme (z.B. in der Banken- und Versicherungsbranche) – Adresshandel / geschäftsmäßige Datenerhebung und –speicherung zum Zwecke der Übermittlung (vgl. vormals § 29 BDSG) – … 13
  9. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Zulässigkeitstatbestände nach Art. 6 DSGVO (5) (Auswahl)

    • Interessen oder Grundrechte und Grundfreiheiten der betroffenen Person, die den Schutz personenbezogener Daten erfordern – Nach ErwGr. 47 sind bei der Abwägung u.a. zu berücksichtigen: • Die Beziehung der betroffenen Person zu dem Verantwortlichen beruhen („je näher die Beziehung, desto eher überwiegen die berechtigten Interessen des Verantwortlichen“) • Ob eine betroffene Person zum Zeitpunkt der Erhebung der personenbezogenen Daten und angesichts der Umstände, unter denen sie erfolgt, vernünftigerweise absehen kann, dass möglicherweise eine Verarbeitung für diesen Zweck erfolgen wird – Aber auch andere Kriterien sind zu berücksichtigen, wie z.B. allgemeine Zugänglichkeit der Daten, Sensibilität der Daten etc. 14
  10. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Konzernprivileg • Worum geht es? Erleichterung des

    Datenaustauschs innerhalb eines Konzerns (z.B. von HR-Daten oder anderen zentralisierten Dienstleistungen) – Konzerngesellschaften sind im Verhältnis zueinander „Dritte“ • Kein „echtes“ Konzernprivileg • Aber: ErwGr. 48: Übermittlung von personenbezogenen Daten für interne Verwaltungszwecke, einschließlich der Verarbeitung personenbezogener Daten von Kunden und Beschäftigten, kann ein berechtigtes Interesse i.S.d. § 6 Abs. 1 lit. f DSGVO sein 15
  11. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. ………………………………………………………………………………………………………………………………………….............................................. Einwilligung – Art. 4 Nr. 11, Art.

    7 DSGVO • freiwillig für den bestimmten Fall, in informierter Weise und unmissverständlich abgegebene Willensbekundung • Erklärung oder sonstige eindeutige Handlung • Form: grdsl. schriftlich, elektronisch, mündlich, technische Einstellungen, Mausklick, konkludent… (Ausnahmen z.B. im Beschäftigungskontext: schriftlich, § 26 Abs. 2 S. 3 BDSG 2018) • Bei Kindern ab 16 (13) • Unterscheidbarkeit von anderen Sachverhalten • Freiwilligkeit, u.a. Abhängigkeit eines Vertrages von Einwilligung • Jederzeitige Widerrufbarkeit 19
  12. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Marian Arning, LL.M. Türk-Alman

    Üniversitesi Şahinkaya Cad. 86 34820 Beykoz / İSTANBUL [email protected] 24