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Conway's Law - Soziologie & Softwarearchitektur

Gerrit Beine
February 17, 2021

Conway's Law - Soziologie & Softwarearchitektur

Conway’s Law erlebt seit einigen Jahren ein Revival und wird gerne im Kontext von Softwarearchitektur referenziert.
Mit diesem Vortrag soll Conway’s Law aus einer Perspektive betrachtet werden, die in der IT üblicherweise gar nicht vorkommt: Systemtheorie und Konstruktivismus.

Was denken Softwarearchitekten über Softwarearchitekten, die Softwarearchitekten beim Systemdesign beobachten? Und warum beeinflusst uns das mehr als die Anzahl der Teile, aus denen unsere Organisation besteht? Was unterscheidet eigentlich ein IT-System von einem sozialen System?

Gerrit Beine

February 17, 2021
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Transcript

  1. 1 1 . 0 2 . 2 0 2 1

    # O O P d i g i t a l Conway’s Law und Soziologie © Gerrit Beine – CC-BY-SA Bild: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Luhmann.png
  2. „Organizations which design systems […] are constrained to produce designs

    which are copies of the communication structures of these organizations.“ Melvin E. Conway: How Do Committees Invent? © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  3. Also bauen wir einfach eine optimale Organisation, dann entsteht optimale

    Kommunikation und optimales Design. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  4. Danke! Fragen? Gerrit Beine [email protected] +49 170 173 6743 @gerritbeine

    Krischerstr. 100 40789 Monheim am Rhein Germany +49 2173 3366-0 Ohlauer Str. 43 10999 Berlin Germany +49 2173 3366-0 Ludwigstr. 180E 63067 Offenbach Germany +49 2173 3366-0 Kreuzstr. 16 80331 München Germany +49 2173 3366-0 Hermannstrasse 13 20095 Hamburg Germany +49 2173 3366-0 Gewerbestr. 11 CH-6330 Cham Switzerland +41 41 743 0116 innoQ Deutschland GmbH innoQ Schweiz GmbH www.innoq.com
  5. “That kind of intellectual activity which creates a whole from

    its diverse parts may be called the design of a system.” Melvin E. Conway: How Do Committees Invent? © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  6. “…the objective of a design organization is the creation and

    assembly of a document containing a coherently structured body of information.” Melvin E. Conway: How Do Committees Invent? © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  7. „Organizations which design systems […] are constrained to produce designs

    which are copies of the communication structures of these organizations.“ Melvin E. Conway: How Do Committees Invent? © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  8. Software ist das bisher einzige von Menschen erfundene Konzept, durch

    das intellektuelle Leistungen universell erleichtert werden können. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  9. Das menschliche Gehirn ist nicht in der Lage, sich vorzustellen,

    wie es ist, beim Denken unterstützt zu werden. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  10. „In einem neuen Softwaresystem werden die Anforderungen solange nicht komplett

    sein, bis die Anwender damit arbeiten.” Humphrey, 1995 © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  11. Software ist also etwas, dass wir uns nicht vorstellen können,

    erst beschreiben können, wenn wir es sehen und dessen Beschreibung nie vollständig sein wird. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  12. Betrachten wir Organisationen als soziale Systeme, die es uns erlauben

    Systeme zu designen. Das ist jetzt stark vereinfacht. Ich hoffe, meine Soziologie-Kollegys steinigen mich nicht dafür. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  13. Jetzt kommt der Luhmann: Systeme bestehen aus Kommunikation. Das ist

    jetzt wieder stark vereinfacht. Aber Luhmann ist leider schon tot und hat meines Wissens nie jemanden gesteinigt. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  14. Die Organisation als System existiert nur in unserer Einbildung. Sie

    ist nicht manifest, sondern existiert nur so lange wie die Kommunikation im System. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  15. Damit haben wir ein Konzept von Organisation, mit dem Conway

    recht haben könnte. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  16. “Autopoietische Systeme können ihre Strukturen nicht als Fertigprodukte aus ihrer

    Umwelt beziehen. Sie müssen sie durch ihre eigenen Operationen aufbauen und das erinnern – oder vergessen.” Luhmann, 2008 © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  17. Exkurs: Es ist ein Denkfehler anzunehmen, dass irgend etwas in

    sozialen Systemen _nicht_ das Ergebnis von Selbstorganisation ist. (Deshalb kann man sie nicht “einführen”, sondern nur regulieren) © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  18. Die Organisation ist ein Sonderfall: Mitgliedschaft ist freiwillig. Empfehlung: Der

    Podcast “Der ganz formale Wahnsinn” © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  19. Exkurs: Hierarchie als Denkfehler der Informatik (Wer hat noch nie

    eine Datei in den Untiefen des Verzeichnisbaums gesucht?) © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  20. Anschlussfähige Kommunikation: So lange Kommunikation anschlussfähig ist, ergibt sie “Sinn”

    und führt zu weiterer Kommunikation. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  21. Das soziotechnische System: Ein System, bei dem Mensch und Maschine

    zusammenwirken. Trist & Bamforth, 1951 © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  22. Das soziotechnische System © Gerrit Beine – CC-BY-SA Arbeitssystem Technisches

    Subsystem Soziales Subsystem Aufgabe Technologie Rolle Struktur Mitglieder Umwelt Input Output
  23. Mit den Konzepten soziotechnischer Systeme und Panarchie wird klar, warum

    das mit dem Entkoppeln und der Autonomie so schwierig ist. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  24. Funktionale Differenzierung erlaubt uns, diese Komplexität zu reduzieren. Wir kommen

    aber nicht an Kopplung vorbei. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  25. In soziotechnischen Systemen können wir uns aber aussuchen, worüber wir

    kopplen: Technologie, Aufgaben, Mitglieder oder Struktur. Oder Kommunikation. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  26. Um in funktionaler Differenzierung mit höherer Autonomie zu arbeiten, benötigen

    wir Entscheidungsprämissen. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  27. Entscheidungsprämissen sind generisch und damit nicht immer passend. Und nicht

    alle Entscheidungsprämissen können vorab definiert werden. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  28. Nicht entschiedene Entscheidungsprämissen führen zu Widersprüchlichkeiten und Redundanz – und

    erhöhen den Bedarf an Kommunikation. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  29. These 1: Ein Informations-System (AKA: Software) existiert nur lange wie

    es entwickelt oder verwendet wird. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  30. These 2: Die sozialen Systeme der Anwender:innen und Entwickler:innen können

    nicht ohne einander existieren. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  31. These 3: Es ist nachteilig für das Verstehen, diese beiden

    sozialen Systeme als zwei getrennte Systeme zu betrachten. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  32. These 4: Es ist nicht zweckdienlich, zwischen dem Informations-System und

    dem sozialen System, das es hervorbringt oder benutzt, zu unterscheiden. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  33. These 5: Ob als Entwickler:in oder Anwender:in: Ich kann nicht

    nicht an Architektur arbeiten. (Watzlawick wäre stolz auf mich.) © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  34. Damit hat Conway notwendigerweise recht. Das nützt uns aber nur

    retrospektiv. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  35. Ein System existiert nicht ohne Notwendigkeit. Diese Notwendigkeit lässt das

    System sich erschaffen und erhalten. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  36. Das System kann nicht gegen die Notwendigkeit geändert werden –

    und erhält die Notwendigkeit. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  37. Beobachtungen der Kommunikation im System und der Umwelt können neue

    Notwendigkeiten zeigen. Diese neuen Notwendigkeiten können das System irritieren. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  38. Aber auch dieses irritierte System folgt Conway‘s Law (und verändert

    sich vielleicht). Das nützt uns beim Antizipieren. © Gerrit Beine – CC-BY-SA
  39. Jetzt wirklich: Fragen? Gerrit Beine [email protected] +49 170 173 6743

    @gerritbeine Krischerstr. 100 40789 Monheim am Rhein Germany +49 2173 3366-0 Ohlauer Str. 43 10999 Berlin Germany +49 2173 3366-0 Ludwigstr. 180E 63067 Offenbach Germany +49 2173 3366-0 Kreuzstr. 16 80331 München Germany +49 2173 3366-0 Hermannstrasse 13 20095 Hamburg Germany +49 2173 3366-0 Gewerbestr. 11 CH-6330 Cham Switzerland +41 41 743 0116 innoQ Deutschland GmbH innoQ Schweiz GmbH www.innoq.com