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All Inclusive?!? (Vortrag auf der Agile Female Konferenz am 14.07.2021)

All Inclusive?!? (Vortrag auf der Agile Female Konferenz am 14.07.2021)

Im täglichen Miteinander brauchen wir eine gemeinsame Sprache. Dabei fällt uns der bewusste Einsatz einer inklusiven Sprache oft noch schwer. Durch die Gender- und Diversity-Debatte der letzten Jahre sind wir sensibler geworden, sehen die Notwendigkeit und doch fehlen uns manchmal die richtigen Worte.
Wie kann inklusive Sprache aussehen, wie finden wir gemeinsam einen guten Weg dorthin? Wann fühlen wir uns angesprochen? Wie verändert unser Denken unsere Sprache und unsere Sprache unser Denken?

KatrinRabow

July 14, 2021
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Transcript

  1. All inclusive?!?
    @KatrinRabow

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  2. value – inspired by people
    Wir sind der Wegbereiter in einer Welt voller
    Informationen. Unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden
    und die Nutzer unserer Lösungen stehen dabei
    im Mittelpunkt.
    Die Nähe zu Markt und Menschen bleibt auch in
    einer Welt, in der alles eine digitale Kopie bekommt,
    unser Kompass.
    © msg systems ag | 2021 | All Inclusive?!? | @KatrinRabow

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  3. Disclaimer
    Fokus:
    Gendergerechte Sprache
    Diversity in Anforderungen und UX-Design
    Out of scope:
    Diversgeschlechtliche Personen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität
    Rassismus
    Behinderungen
    Einfache Sprache
    Und noch viel mehr wichtige Themen
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  4. Entwickler*innen
    Entwickler.innen
    Entwickler(innen)

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  5. Sprache beeinflusst die kognitiven Prozesse
    Im Extrem: Ich kann nur das denken, was ich auch sprachlich ausdrücken kann
    Umstritten!
    Saphir-Whorf-Hypothese

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  6. Sexus = biologisches Geschlecht
    Gender = (soziales) Geschlecht, dem man sich zugehörig fühlt
    Gender
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  7. Geschlechtskonformes Verhalten und Sprache
    - Make-up benutzen
    - Tür aufhalten
    - Heiratsantrag machen
    - Ehenamen annehmen
    Doing gender
    Körperliche Unterschiede sind nicht groß genug, um die gesellschaftlichen
    Unterschiede zu bedingen
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  8. Mentale Repräsentation eines in einem Text beschriebenen Gegenstands oder einer
    Person
    Inneres Bild des Gehörten oder Gelesenen
    Mentales Modell
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  9. Die Fortbildung ist für alle Führungskräfte geeignet.
    Beim Review sind alle Stakeholder willkommen.
    Alle Entwickler treffen sich heute Abend noch zu Pizza und Bier.
    Wer ist hier gemeint?
    Männer? Frauen? Alle?
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  10. Männerzentrierte Interpretation von Lebenszusammenhängen und
    Sozialisationsbedingungen
    => Wir haben als mentales Modell männliche Personen vor Augen
    Kann im Deutschen dadurch entstehen, dass eine als generisches Maskulinum
    intendierte Formulierung als spezifisches Maskulinum interpretiert wird
    Male Bias
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  11. Die männliche Form bei Personenbezeichnungen wird genutzt
    - für Gruppen aus Personen unterschiedlichen Geschlechts
    - als unspezifische Bezeichnung, wenn das Geschlecht nicht relevant ist.
    Generisches Maskulinum
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  12. Stereotypizitätseffekt bei englischen Versuchspersonen („typisch männlich“ vs.
    „typisch weiblich“)
    Gygax et al. (2008)
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  13. (1) Die Sozialarbeiter liefen durch den Bahnhof.
    (2) Wegen der schönen Wetterprognose trugen mehrere der Frauen keine Jacke.
    (3) Wegen der schönen Wetterprognose trugen mehrere der Männer keine Jacke.
    Versuchsszenario
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  14. Stereotypizitätseffekt bei englischen Versuchspersonen („typisch männlich“ vs.
    „typisch weiblich“)
    Effekt verschwand bei deutschen und französischen Versuchspersonen
    Stattdessen signifikanter Effekt des grammatischen Geschlechts
    Im deutschen klar schnellere Reaktionszeiten bei einer männlichen Fortführung nach
    dem generischen Maskulinum
    Gygax et al. (2008)
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  15. Auf die Frage nach berühmten Personen aus bestimmten Berufsgruppen wurden
    relativ mehr Frauen genannt,
    wenn in der Frage die Beidnennung genutzt wurde (= Politikerin und Politiker,
    Schriftsteller und Schriftstellerin)
    statt des generischen Maskulinums (= Politiker, Schriftsteller)
    Stahlberg & Sczesny (2001)
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  16. Ansprechen
    Nachfragen
    Hinterfragen
    Im täglichen Miteinander
    Beim Schreiben von Dokumentationen, Briefen, Mails
    Beim Erfassen von Anforderungen
    Beim UX-Design
    Und was machen wir jetzt im Team damit?
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  17. © msg systems ag | 2021 | All Inclusive?!? | @KatrinRabow
    Beispiel

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  18. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    + Frauen und Männer werden gleichermaßen explizit angesprochen
    - Texte werden lang
    Beidnennung
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  19. Entwickler:innen
    + auch Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen, werden angesprochen
    + einfach lesbar
    + wird immer populärer
    - grammatikalische Schwierigkeiten können entstehen
    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen
    Doppelpunkt
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  20. Mitarbeitende und Fachkräfte
    + alle Geschlechter sind gemeint
    + Begriffe haben sich teilweise längst etabliert (Bsp. Auszubildende)
    - Manche Begriffe sind erstmal ungewohnt (Bsp. Auftraggebende)
    Hinweis: Manche Begriffe werden im Plural geschlechtsneutral
    • Der Angestellte
    • Die Angestellte
    => Die Angestellten
    Neutrale Schreibweise
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  21. Abteilungsleiter*innen
    + auch Menschen, die sich keinem Geschlecht zuordnen, werden angesprochen
    - Probleme bei Textverarbeitung, Suche, Links
    - grammatikalische Schwierigkeiten können entstehen (Bsp.: Legen Sie die Anträge
    bitte den zuständigen Abteilungsleiter*innen vor.)
    Gendersternchen
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  22. ArchitektInnen
    + Frauen und Männer werden angesprochen
    + weibliche Form wird explizit mitgelesen
    - Betonung in der gesprochenen Sprache nicht eindeutig geregelt
    Binnen-I-Variante
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  23. Lehrerinnen müssen monatliche drei Pausenaufsichten übernehmen.
    Lehrer müssen in den Pausenzeiten stets für Gespräche mit Schülerinnen zur
    Verfügung stehen.
    + Frauen werden explizit genannt
    - unklar bleibt, wann tatsächlich nur Menschen eines bestimmten Geschlechts
    gemeint sind
    Abwechselnde Benutzung männliche/weibliche Form
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  24. Programmierer(innen)
    + die weibliche Form wird mit einbezogen
    - die weibliche Form wird weggeklammert, erscheint als weniger wichtig
    Einklammerung
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    Vor- und Nachteile verschiedener Schreibweisen

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  25. © msg systems ag | 2021 | All Inclusive?!? | @KatrinRabow
    Beispiel: Gendern im Journalismus

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  26. Use Cases
    User Stories
    Akzeptanzkriterien
    Customer Journey
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    Anforderungsanalyse

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  27. Auf Anrede (z.B. im Kontaktformular) verzichten oder offen gestalten
    Nutzende fragen, welche Anrede sie wünschen
    Inklusives Design
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  28. Bilder mit Bedacht wählen
    Inklusives Design
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  29. Inklusives Design

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  30. Inklusives Design
    Auf binäre Kategorien möglichst verzichten

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  31. Keine Technologien verwenden, die bestimmte Personen ausschließen
    Diverse Personas (oder Persona Spectrum) nutzen
    Möglichst viele unterschiedliche Leute reviewen lassen
    Bedachtsamer Umgang mit (Sprach-) AssistentInnen
    Meet Q. The First Genderless Voice.
    Inklusives Design
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  32. Inklusives Design
    https://uxdesign.cc/designing-for-diversity-13ce6780690a

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  33. Um Diversity zu erreichen, brauche ich Menschen um mich herum, die anders sind
    als ich!
    Being inclusive starts with changing our perception.
    Diversity
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  34. Vielen Dank!
    @KatrinRabow

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  35. msg systems ag
    Amelia-Mary-Earhart-Str. 14
    60549 Frankfurt
    +49 69 580045-0
    +49 69 580045-9000
    [email protected]
    value – inspired by people
    Katrin Rabow
    IT Consultant
    +49 49 152 21065297
    [email protected]
    @katrinrabow
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  36. Microsoft Inclusive Design Toolkit Manual (bccampus.ca)
    Persona Spectrum

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  37. Diewald, G. & Steinhauer, A. (ed.) ([2017]). Richtig gendern : wie Sie angemessen und verständlich schreiben.
    Kotthoff, H., Nübling, D. & Schmidt, C. (ed.) ([2018]). Genderlinguistik : eine Einführung in Sprache, Gespräch und
    Geschlecht. Tübingen: Narr Francke Attempto.
    Braun, Friederike et al. (2007): Aus Gründen der Verständlichkeit…: Der Einfluss generisch maskuliner und
    alternativer Personenbezeichnungen auf die kognitive Verarbeitung von Texten. In: Psychologische
    Rundschau, 58 (3), S.183-189.
    Goffman, E. (1976). Gender display. In Gender advertisements (pp. 1-9). Palgrave, London.
    Gygax, P., Gabriel, U., Sarrasin, O., Garnham, A., & Oakhill, J. (2008). There is no generic masculine in French and
    German: When beauticians, musicians and mechanics are all men. Université de Fribourg.
    Sczesny, Sabine/Stahlberg, Dagmar (2001): Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen
    auf den gedanklichen Einbezug von Frauen. In: Psychologische Rundschau, 52 (3), S. 131-140.
    https://geschicktgendern.de/ - ein Genderwörterbuch
    https://www.genderleicht.de
    https://unsplash.com (Bilder)
    Quellen
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