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Rechte einfach online durchsetzen – wie Bund, Länder und Gerichte digitale Justizservices transformieren

Rechte einfach online durchsetzen – wie Bund, Länder und Gerichte digitale Justizservices transformieren

Auf dem Public Service Lab Day 2023 sprach Marlene Kettner,
Senior UX-Designerin beim DigitalService des Bundes, in ihrem Vortrag ›Rechte einfach online durchsetzen – wie Bund, Länder und Gerichte digitale Justizservices transformieren‹ über das Projekt Zugang zum Recht und die digitale Rechtsantragsstelle, entwickelt in Zusammenarbeit vom Bundesministerium der Justiz und DigitalService des Bundes.

Public Service Lab

November 17, 2023
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Transcript

  1. 69 Wir wollen Bürger:innen befähigen, sich unkompliziert über ihre Rechte

    zu informieren und sie digital geltend zu machen. 1
  2. 70 Wir wollen gemeinsam mit Bund & Ländern die Justiz

    in Deutschland zeitgemäß gestalten. 2
  3. 72 „Der Dackel meines Nachbarn kommt immer wieder auf mein

    Grundstück. Das soll aufhören.“ „Ich will aus der Kirche austreten.“ „Mein Vermieter will mir die Wohnung kündigen, aber ich kann mir keinen Anwalt leisten.“ „Meine Oma ist gestorben – ich will ihr Erbe ausschlagen“ Was ist eine „Rechtsantragsstelle“?
  4. 79 Beratungshilfe Die Übernahme von Anwaltskosten für Menschen mit wenig

    Geld, die ein Rechtsproblem haben. • Komplexer, aber relativ standardisierter Antrag 📑 • Hohe, aber rückläufige Antragszahlen 📉 • Zugang zum Recht 💪
  5. Begrenzter Zugang 53% Haushalte unter 2000€ Netto EK ohne Laptop

    Häufiger niedrige digitale Kompetenz 70-80% der Personen mit geringer Bildung beherrschen komplexe digitale Anwendungen nicht Sprache ca. 35-40% mit nicht-deutscher Muttersprache Alter, Erkrankungen und Behinderungen Beziehende von Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter Rechtlich aktiv werden = höheres Risiko häufig höheres persönliches Risiko Quellen: qualitative Interviews, Digitalindex 2021/22, paritätischer Armutsbericht, WZB Studie Zugang zum Recht, destatis 80 Statistische Barrieren
  6. „Es wäre hilfreich, wenn solche Anträge nicht so hochgestochen wären

    und besser zu verstehen und besser auszufüllen. Ich kann mir auch vorstellen, dass manche der vielen Angaben einfach überflüssig sind.“ „Ich würde mir erst mal Beratung erhoffen: was sind meine Möglichkeiten, welche Kosten kommen auf mich zu?“ „Am liebsten würde ich den Antrag online machen. Es ist am bequemsten. Man muss keine Briefmarken haben - die Geld kosten, extra zur Post gehen.“ 81 Wer benötigt Beratungshilfe?
  7. Probleme bei der Prüfung des Antrags Bisher konnte ich in

    diesem Jahr in 2 von 200 schriftlichen Anträgen direkt entscheiden. In allen anderen Fällen habe ich Rückfragen per Post verschickt. Rechtspflegerin „Ich habe den Antrag per Post geschickt. Dann musste ich noch Kontoauszüge nachschicken. Dadurch hat es länger gedauert“ Rechtssuchende Fast alle Anträge sind handschriftlich ausgefüllt. Das ist oft unleserlich. Meistens fehlen Angaben und Dokumente. Rechtspflegerin
  8. Fokus MVP: Informieren Wie können wir Bürger:innen befähigen, sich unkompliziert

    über Beratungshilfe zu informieren, um sie einfacher, und ohne Fehler zu beantragen?
  9. MVP Launch „Klar und übersichtlich gestaltet, keine Fachsprache, und es

    gibt einen Vorab-Check!“ „Ich würde erwarten, eine E-Mail zu bekommen, in der die Dokumente, die ich brauche, nochmal drinstehen.“
  10. Hybride Wege zur Beratungshilfe Informieren besser vorbereitet den Antrag stellen

    Antrag ausfüllen Antrag einreichen Rückfragen beantworten leserlicher Antrag mit allen wichtigen Angaben & Unterlagen MVP ONLINE ANALOG aktueller Fokus:
  11. 9 Partnerländer 74 Interviews mit Nutzenden 17 Pilotgerichte Ca. 160

    Nutzer pro Woche 1 Live-Plattform service.justiz.de 88 Unser Projekt in Zahlen
  12. 89 Marlene Kettner Senior UX/UI Designerin Christoph Böhmer Leitung Sen.

    Product Manager Paul Pistorius| UX/UI Designer Sanny Nguyen Hung Sen. Software Developer Chris Hohnerlein Software Engineer Malte Büttner BMJ | D B 1 Caroline Merz Sen. Transform. Managerin Sonja Wilczek Senior User Research Frederike Ramin Software Engineer Joschka De Cuveland Sen. Software Engineer Hannes Schaletzky Software Engineer Pram Gurusinga Software Engineer Patrick Sellnau BMJ | D B 1 Moritz van Hövell BMJ | D B 1 Jana Muraitis BMJ | D B 1 Stefanie Schwerdtfeger Communications Regina Kiehl BMJ | D B 1 Produkt & Transformation Design & User Research Technische Entwicklung Juristische Fachlichkeit Unser Team
  13. Partnerländer Partizipative Produktentwicklung Projekt- Team DS & BMJ Pilotgerichte Hier

    bauen wir das Produkt Partnerländer Hier sprechen wir über übergreifende Themen und Interessen Hier sprechen wir über Nutzerbedürfnisse und testen im Echtbetrieb
  14. Blick in die Werkstatt - Regelmäßige Video-Termine alle 3 Monate,

    zu denen alle Projektbeteiligten eingeladen sind - zuletzt ca. 50 Teilnehmende - Inhalte: Updates aus dem Projekt, einfache Partizipative Aufgaben, Beteiligungs Aufrufe Formate der Zusammenarbeit
  15. 1. Feedback per Testlink & Email - ca. 100 Anmerkungen

    aus Amtsgerichten und Ländern Expert:innen Feedback Um auch etwaige Ausnahmefälle zu erfassen, regen wir beim Abschnitt „Anwaltssuche“ an, das Wort „grundsätzlich“ aufzunehmen: „Alle Anwält:innen sind grundsätzlich verpflichtet, Beratungshilfe zu gewähren.“ Dieser Vorab-Check könnte unsere tägliche Arbeit bei Gericht doch sehr entlasten. […] vertritt das AG die Ansicht, dass Abonne- ments und Handy-Verträge nicht (bzw. nur in Ausnahmefällen) absetzbar sind… Formate der Zusammenarbeit 2. Feedback in Miro - triggert Diskurs zwischen Rechtspfleger:innen
  16. Virtuelle Workshops Arbeit mit Miro Board für eigene Tätigkeit im

    Austausch mit Kollegen sinnvoll Zeit war etwas knapp, Miro hängt sich manchmal auf Themenspezifische Termine z.B. zu Daten am Gericht, und Antragserstellung - je ca. 20-30 Teilnehmende - Tools: Webex, Miro, Breakout-Rooms Formate der Zusammenarbeit
  17. Vor-Ort-Besuche Formate der Zusammenarbeit - Besuche an 5 Amtsgerichten -

    Shadowing der Rechtspfleger:innen - Interviews mit Justizmitarbeitenden - Interviews & Prototypen-Tests mit Antragsstellenden vor Ort
  18. 97 Aufmerksamkeit schaffen Formate der Zusammenarbeit Wir experimentieren mit Einstieg

    über - Verlinkung auf Webseiten der Pilotgerichte - Link in Terminbuchung - Flyer an Pilotgerichten, und bei Anwält:innen
  19. Design für Ermessensspielräume Beispiel: Nachweise zu Eigenbemühungen Feedback A Eigentätigkeit

    muss nur glaubhaft sein: Es kommt nicht darauf an, die Eigentätigkeit immer nachzuweisen. Sie muss nur glaubhaft gemacht werden […] Feedback B Diesbezüglich ist zumindest bei uns zwingende Voraussetzung für die Gewährung von Beratungshilfe ein Negativattest der Zuständigkeit seitens der jeweiligen kostenfreien Hilfsangebote […]
  20. Umgang mit Ermessensspielräumen Den kleinsten gemeinsamen Nenner finden Standardisierung moderieren

    Personalisierte Infos Spielraum klar kommunizieren Vorgaben entwickeln 💡
  21. 106 Verschiedene Ansatz-Ebenen Service Prozess Policy Der Antrag ist für

    viele Rechtssuchende schwer korrekt auszufüllen Prozesse und Strukturen unterscheiden sich von Amtsgericht zu Amtsgericht Das Verfahren der Beantragung kostet den Staat mehr als die Beratungshilfe selbst. Antrag vereinfachen Prozess anpassen Regeln anpassen
  22. 108 Drei erste Erkenntnisse • Schritt für Schritt durch die

    Ebenen: ein Netzwerk aufbauen braucht Zeit • Eine erste konkrete Lösung hat uns zum Einstieg in der Zusammenarbeit geholfen • Gemeinsame Entwicklung schafft Ownership & die Bereitschaft dafür mehr zu verändern