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Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle?

Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle?

Digitalgipfel Gesundheit

November 28, 2017
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  1. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle Urs-Vito Albrecht Medizinische Hochschule

    Hannover Peter. L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover [email protected] 1. Niedersächsischer Digitalgipfel Gesundheit 28. November 2017, Hannover Diskussionsforum I
  2. ›The most profound technologies are those that disappear. They weave

    themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it. ‹ Weiser M. The Computer for the Twenty-First Century 1991:94 1991… 28.11.2017 2/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  3. ›There's an app for that. That's the iPhone. Solving life's

    dilemma one app at a time.‹ Apple, 2008 … 2008 28.11.2017 3/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  4. ›500‹* Apple, 2008 ›97.000‹** Research2Guidance, 2013 ›170.855‹** Albrecht et al,

    2015 *) Apps insgesamt **) Kategorien “Gesundheit & Fitness”, “Medizin” (iOS Universal + Android, 20.09.2015) Gesundheits-Apps 28.11.2017 4/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  5. ›Mobile is a behavior, not a technology. ‹ Bager A.,

    IAB 28.11.2017 5/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  6. Potenzieller Nutzen im medizinischen Kontext Gruppe Nutzen Leistungserbringer • Sicherheit

    für Patienten, Reduktion klinischer Risiken. • Seltener Wiederholungen bereits durchgeführter Untersuchungen. • Bessere Versorgung der Patienten. • Optimierung von Behandlungspfaden. • mHealth: Zeit- und ortsunabhängiger Zugang zu den nötigen Patientendaten, Untersuchungsergebnissen, weiteren Informationen, … Behandlungsteams • Verbesserter Zugang zu Informationen der Patienten (Zeitersparnis, Entscheidungen können auf umfänglicheren Daten getroffen werden). • Verbesserungen bei der Kommunikation mit anderen Teammitgliedern. Patienten • Risikoreduktion bzgl. Behandlungsfehlern. • Reibungsloser Übergang bei sektorübergreifender Behandlung (z.B. Krankenhaus/Reha/Hausarzt). • Vermeidung doppelter Untersuchungen. • Vereinfachungen bei (erneuten) Verschreibungen, Medikationsplan, … • mHealth: Zeit- und ortsunabhängiger Zugang zu bzw. Erfassung eigener Gesundheitsdaten, gesundheitsbezogene Informationsrecherche, … Allgemeinheit • Reduktion von Kosten (Administration, Diagnostik und Behandlung). Abgewandelt nach: Factsheet „Der Nutzen von eHealth. eHealth Suisse, Koordinationsorgan Bund Kantone, http://www.e-health-suisse.ch, 2010 KBV. E-Health. Informationen zur digitalen Vernetzung, zur Finanzierung und zu gesetzlichen Vorgaben, 2017. http://www.kbv.de/media/sp/KBV_PraxisWissen_E_Health_2016.pdf 28.11.2017 6/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  7. App tut‘s ?! Albrecht UV, Pramann O, von Jan U.

    Chapter 7: Synopsis for Health Apps - Transparency for Trust and Decision Making. In: Social Media and Mobile Technologies for Healthcare. Househ M, Borycki E, Kushniruk AW, editors. IGI Global, Hershey PA: Medical Information Science Reference; 2014, p. 93–107. 1. App tut nicht das, was sie soll: 2. App tut mehr als sie soll: Die angegebene Funktionalität wird nicht oder unzureichend erfüllt Funktionalitäten, die zur Erfüllung des Auftrags der App nicht notwendig sind • Technische Schwächen • Inhaltliche Schwächen • Programmiertechnische Schwächen • Handhabungseinschränkungen • Datenerhebung • Datenspeicherung • Datentransfer • Verarbeitung Beeinträchtigung des Nutzers und/oder seiner Umgebung (von Enttäuschung bis Gefährdung (!)) Einschränkung der Persönlichkeitsrechte des Nutzers und/oder seiner Umgebung (von Werbesendung bis Persönlichkeitsprofilerstellung und Tracking) 28.11.2017 7/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  8. "App tut nicht, was sie soll!“ Wolf JA,et al:JAMADermatol.(online)16.Januar 2013

    http://dx.doi.org/10.1001/jamadermatol.2013.2382 28.11.2017 8/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  9. • Whitepaper der ePrivacy GmbH: „Datensicherheit und Datenschutz von Medical

    Apps“ – Bei 80% der untersuchten Apps waren Login-Daten durch Dritte auslesbar. – Bei 7 % der Apps war das Benutzerkonto nicht ausreichend geschützt. – Eine Manipulation der erfassten Daten („Gesundheitswerte“) war bei drei von vier Apps (75%) möglich • Beispiel: Verfälschen von gemessenen Blutzuckerdaten bei der Übertragung vom Messgerät auf das Smartphone. • Die getesteten iOS-Apps waren hier anfälliger: Eine entsprechende Einflussnahme auf die Messdaten war hier bei 95% möglich. – Häufig fehlt die Datenschutzerklärung: Bei insgesamt 57% der Apps (Android: 65%, iOS: 47%) war dies der Fall. ePrivacy GmbH, Whitepaper: Datensicherheit und Datenschutz von Medical Apps. https://www.eprivacy.eu/medical-app-studie/ "App tut mehr als sie soll!" 28.11.2017 9/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  10. Arzt und App: Haftung und Verantwortung • Es gilt der

    Behandlungsvertrag zwischen Patient und Arzt! • Sicherstellung fachgerechter medizinischer Behandlung. • Zur Erfüllung können die Ärztin / der Arzt Arzneimittel, Hilfsmittel und Medizinprodukte einsetzen. • Es liegt in der Verantwortung der Ärztin / des Arztes die korrekten Mittel anzuwenden! • Ärzte haben sich im Vorfeld über Zweck und Eignung der Behandlung zu informieren und müssen vor dem Einsatz technischer Geräte deren Funktionstüchtigkeit prüfen. • Haftung bei Behandlungsfehlern mit Schaden für den Patienten. → Ärzte haften für Schäden aufgrund der Anwendung einer nicht für den Zweck geeigneten App, deren Empfehlung oder deren Nutzung sie gefördert oder unterstützt haben. → Hersteller haften für Schäden, die bei bestimmungsgemäßer Anwendung auftreten. • CE-gekennzeichnete Medizinprodukte bergen ein geringeres Haftungsrisiko für die Ärztin / den Arzt. Die Kennzeichnung befreit sie allerdings nicht von ihrer Verantwortung! 28.11.2017 10/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  11. Die Beurteilung, ob eine App für den jeweiligen Anwendungsfall als

    vertrauenswürdig gilt und die benötigten Funktionen adäquat abgedeckt sind bleibt letztendlich den Anwendern überlassen. Albrecht UV, Pramann O, von Jan U. Medical Apps - The Road To Trust European Journal for Biomedical Informatics 04/2015; 2015 (11)(3):en7 - en12. http://www.ejbi.org/img/ejbi/ejbi2015-3.pdf  28.11.2017 11/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  12. Qualität erkennen • Die Verlässlichkeit von Nutzerbewertungen ist fragwürdig: –

    Keine Aussagen zum Hintergrund / der Motivation der Wertenden. – Die dargestellte durchschnittliche Bewertung (auf internationaler Ebene errechnet) spiegelt nicht immer lokale Gegebenheiten (Sprache, besondere Erfordernisse) wider. von Jan U, Hillebrand U, Engeli S, Albrecht U-V. Steht die Wahrheit in den Sternen? Einschätzungen von Nutzerbewertungen von Apps im Adipositas-Kontext. Adipositas 2017;11(2):94–99. 28.11.2017 12/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  13. Konzepte/Angebote (auch) zur Nutzerorientierung Angebot Beispiele Regulation: Konformitäts- bestätigung, Zulassung,

    … CE-Kennzeichen (EU); FDA-Zulassung (USA); … (andere Länder) Kodex Privacy Code of Conduct (EU), Best-Practice-Guidelines der AQUA - App Quality Alliance; IMIA Code of Ethics; … Kodex mit Siegelvergabe „HONCode“ der Schweizer Health on the NetFoundation; HealthOn-App Ehrenkodex der Sanawork Gesundheitskommunikation; … Qualitätssiegel „DiaDigital“, TÜV Rheinland: http://www.CheckYourApp.de/ bzw. „App-Prüfung für vertrauensvollen Datenschutz“, nach Bestehen des Prüfverfahrens wird das „TÜV Rheinland- Prüfzeichen für mobile Applikationen“ erteilt; „ePrivacyApp-Zertifizierung“ von Apps für Datensicherheit und Datenschutz der ePrivacy GmbH; „Trusted App“ (Datensicherheit und Datenschutz) der mediaTest digital GmbH und TÜV Nord GmbH, … App-Repositorien Datenbank des National Health Services (UK), NHS Health Apps Library; Myhealthapps.net (PatientView UK); “Quality App Directory” der AQUA - App Quality Alliance; … Bewertungsplattformen „App-Check“ der „Zentrum für Telematik und Telemedizin“ GmbH (ZTG); … Einzelbewertungen Laienbewertung (z.B. Bewertungen in den App-Stores); Expertenmeinung (z.B. imedicalapps.com); Peer-Review (z.B. JMIR mHealth peer review tool) Testen Stiftung Warentest; (Fach-) Presse; Qualitätstests per Crowd-Sourcing (z.B. https://www.app- quality.com/ für Apps generell) Standardisierte Produktinformationen bzw. Checklisten afgis-App-Fact-Sheet; App-Synopsis; Tool zum „Quality assessment of a sample of mobile app- based health behavior change interventions” der University of Huddersfield, UK; … (Transparente Auskunft der Hersteller und/oder passende Checklisten für Anwender) Erweitert nach Albrecht, U.-V.: Kapitel 13. Orientierung für Nutzer von Gesundheits-Apps. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 282–300. urn:nbn:de:gbv:084-16040812052. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=60020 28.11.2017 13/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  14. Erfahrung mit Siegeln für Gesundheits-Apps • Siegel für Gesundheitswebseiten in

    der Öffentlichkeit eher unbekannt. • Vielzahl der Gesundheitswebseiten ohne Siegel. • Konkurrenz unter Siegelvergebenden Stellen führt zu unklarer Situation für den Anbieter der Webseiten (Welche Strategie ist zielführend und soll verfolgt werden, um einen Nutzen für aus Zertifizierung zu ziehen?). • Untersuchung aus 2008: Keine Verbindung zwischen „Erfüllung definierter Qualitätskriterien“ und „inhaltlicher Korrektheit der Webseiten“. 17.10..2016 14 Albrecht UV. Input: Qualitätskriterien und Siegel für Gesundheits-Apps Wetter, T. (2015), Consumer Health Informatics: New Services, Roles, and Responsibilities, Springer. Keselman, A. (2008)
  15. Erfahrungen mit Siegeln für Gesundheits-Web • Siegel für Gesundheitswebseiten sind

    in der Öffentlichkeit eher unbekannt. • Vielzahl der Gesundheitswebseiten ohne Siegel. • Konkurrenz unter siegelvergebenden Stellen führt zu unklarer Situation für den Anbieter der Webseiten (Welche Strategie ist zielführend und soll verfolgt werden, um einen Nutzen aus der Zertifizierung zu ziehen?). • Untersuchung aus 2008: Keine Verbindung zwischen „Erfüllung definierter Qualitätskriterien“ und „inhaltlicher Korrektheit der Webseiten“. Wetter, T. (2015), Consumer Health Informatics: New Services, Roles, and Responsibilities, Springer. Keselman, A.; Logan, R.; Smith, C. A.; Leroy, G. & Zeng-Treitler, Q. (2008), Developing informatics tools and strategies for consumer-centered health communication., Journal of the American Medical Informatics Association : JAMIA 15, 473-483.) 28.11.2017 15/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  16. Eine Lösung zur Qualitätssicherung muss den Charakter des Marktes, der

    Technologie, der Nutzung, der Nutzer und des Settings gleichermaßen berücksichtigen. Wie sieht eine geeignete die Lösung aus? 28.11.2017 16/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  17. Nutzer und Stakeholder: • Sensibilisieren, • die Auseinandersetzung fördern •

    und zum Mitgestalten anregen (statt: mit-sich-machen- lassen)! – Eigene Qualitätsanforderungen formulieren, – eigene Qualitätsanforderungen konsentieren, – Qualitätsanforderungen kommunizieren, – (Basis-)Anforderungen fach(gesellschafts)übergreifend konsentieren, – eigene Evaluationsvorgaben entwickeln. Wie sieht eine geeignete die Lösung aus? 28.11.2017 17/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  18. Fachübergreifende Qualitätskriterien schaffen • Facettenreich: Gesundheits-Apps wie Fachgesellschaften. • Es

    bestehen dennoch Grundsätzlichkeiten und Gemeinsamkeiten. • Stillschweigende Zustimmung im Grundsätzlichen. • Besser: Stimme mit Gewicht durch Konsentierung sämtlicher Fachgesellschaften. • Vorteile: – Interne Diskussion unter welchen Voraussetzungen Mediziner überhaupt bereit wären, eine Nutzung von Apps in Betracht zu ziehen. – Hersteller würden über die Anforderungen informiert werden. – Hersteller wären gezwungen dementsprechend zu entwickeln, wenn ihre Produkte beachtet werden sollen. • Nachteile: – Konsenzbildung unter Umständen ein langwieriger Prozess. – Einigung über grundlegende Kriterien kann niemals umfassend alles abdecken. Albrecht UV. (2017) Gesundheits-Apps - Fachübergreifende Qualitätskriterien sind unabdingbar., Deutsches Ärzteblatt, eingereicht. 28.11.2017 19/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  19. Fachübergreifende Qualitätskriterien • Folgeschritt: Detailreiche Ausarbeitung der Basiskriterien zur Evaluation/Prüfung.

    • Aufgrund der fachlichen Variabilität genügend Diversifizierungspotenzial, um partikulären Anforderungen der einzelnen Fächer gerecht zu werden. • Ohne selbst in die Verantwortung und Verbindlichkeiten der Testung zu gelangen, können die Fachgesellschaften zudem Kriterien für Evaluationsprozesse abstimmen, die letztendlich eine valide Prüfung ermöglichen könnten. • Unbenommen sollen die Fachgesellschaften im Rahmen ihrer Kompetenz inhaltliche Bewertungen vornehmen und so einen weiteren Beitrag zur Qualitätssicherung leisten. Albrecht UV. (2017) Gesundheits-Apps - Fachübergreifende Qualitätskriterien sind unabdingbar., Deutsches Ärzteblatt, eingereicht. 28.11.2017 20/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  20. Qualitätsstandard Siehe ausführlich: Brönner, M.; Meister, S.; Breil, B. &

    Albrecht, U.-V.: Kapitel 15. Orientierung für Hersteller von Gesundheits-Apps. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 320–340. urn:nbn:de:gbv:084-16040812106. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=60022 • Qualitativ hochwertige Software muss für den gewünschten Zweck, möglichst sogar darüber hinaus flexibel einsetzbar sein. • Sie soll ihre Aufgaben dabei effektiv und effizient erfüllen und Anwender somit bei der Erreichung ihrer Ziele unterstützen. • Zudem soll sie risikofrei einsetzbar sein und den Anwender weder wirtschaftlichen, sozialen oder gesundheitlichen Risiken aussetzen. • Erfüllt die App die Bedürfnisse des Nutzers, etwa durch den praktischen Nutzen und möglichen Komfort den sie bietet, trägt dies zur Zufriedenheit der Anwender bei. • Der Nutzer oder die Nutzerin darf darauf vertrauen, dass sich die App wie beabsichtigt verhält. 28.11.2017 21/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  21. Produktbezogene Qualitätskriterien • Funktionalität – Berücksichtigung der beabsichtigten Funktion, die

    für die Nutzer, andere Interessengruppen und das Umfeld relevant sind. • Effizienz – Angemessenes Verhältnis zwischen eingesetzten Mitteln und erbrachter Leistung. • Kompatibilität – Möglichkeit der Zusammenarbeit bzw. Koexistenz mit anderen Produkten bzw. Systemen. • Gebrauchstauglichkeit – Aspekte, die über eine zielgruppenspezifische Bedienung hinaus mehrere Nutzergruppen ansprechen (Barrierefreiheit) und das Nutzungserleben berücksichtigen. • Verlässlichkeit – Verlässliche Funktionalität und Verfügbarkeit. • Wartbarkeit – Ermöglichen von Wartung und Pflege mit dem Ziel der kontinuierlichen Erbringung des Dienstes. • Portabilität – Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Nutzungsumgebungen. • Nutzersicherheit in Bezug auf die Gesundheit – Schutz der körperlichen Integrität bzw. der Gesundheit der Anwenderinnen und Anwender. • Rechtskonformität – Konformität zu sämtlichen berührenden Rechtsbereichen (z.B. Datenschutz, Medizinproduktegesetzgebung, relevante Standards/Normen). • Transparenz – Berücksichtigung von Aspekten, die die Nutzer in die Lage versetzen eine informierte Entscheidung zur Nutzung zu treffen. Siehe ausführlich: Brönner, M.; Meister, S.; Breil, B. & Albrecht, U.-V.: Kapitel 15. Orientierung für Hersteller von Gesundheits-Apps. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 320–340. urn:nbn:de:gbv:084-16040812106. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=60022 28.11.2017 22/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  22. Fazit • Es bestehen diverse Konzepte (Qualitätssiegel, Bewertungsplattformen, Kodizes,..), die

    Anwendern bei der Entscheidung helfen wollen. • Diese haben variable Qualität und Validität (z.B. nicht-standardisierte / konsentierte Bewertungskriterien, eng begrenzte Anwendungsbereiche, (fehlende) Transparenz). • Bisher hat sich kein Ansatz durchgesetzt bzw. ausreichend Bekanntheit erlangt. • Eine Lösung zur Qualitätssicherung muss den Charakter des Marktes, der Technologie, der Nutzung, der Nutzer und des Settings gleichermaßen berücksichtigen. • Das Konzept der Konsentierung von fachübergreifenden Qualitätskriterien als Anforderungen für die App-Erstellung und die App-Evaluation kann Herstellern und Anwendern dienen. • Ziele sind: – Die Sensibilisierung der Stakeholder für die Qualitätsdiskussion bezüglich Gesundheits- Apps und die Diskussion eigener Qualitätsanforderungen. – Die Mitgestaltung der Rahmenbedingungen für ein qualitätsgesichertes App-Angebot durch die relevanten Stakeholder. – Die praktikable Qualitätssicherung im Sinner der Anwender, seien es Mediziner, Patienten oder Bürger – ohne sich zu verzetteln oder die Situation zu verkomplizieren (Siegelinflation). 28.11.2017 23/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  23. Diskussion I These: Die Anwender tun sich aufgrund des übergroßen

    und großteils ungeprüften Angebots schwer mit dem Erkennen “vertrauenswürdiger” und “sinnvoller” Apps. Frage: Wie können geeignete Orientierungshilfen (z.B. Checklisten) gestaltet werden, die technische, rechtliche und inhaltliche Fragen abdecken und deren Anwendung im Alltag dennoch praktikabel ist? 28.11.2017 24/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  24. Diskussion II These: Jenseits einer überbordenden staatlichen Regulation und einem

    „sich selbst überlassen“ des Marktes sollen Fachgesellschaften grundlegende Qualitätskriterien formulieren, die als Orientierungsrahmen für Hersteller und Nutzer dienen sollen, um so die Entwicklungen mitgestalten zu können. Frage: Ist die Konsentierung von grundlegenden Qualitätskriterien, Evaluationsstrategien und deren Durchsetzung durch medizinische Fachgesellschaften Ihrer Meinung nach ein geeignetes Vorgehen? Begründen Sie bitte Ihre Meinung. 28.11.2017 25/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  25. Anforderungen an Siegel, Zertifizierungen, Tests, … Kriterium Erläuterung Unabhängigkeit Die

    Motivation des Anbieters, seine Finanzierung etc. soll auf Unabhängigkeit zielen. Analyseziele Die Analyseziele müssen realisierbar sein und klar benannt werden. Analysemethoden Diese richtet sich nach dem Analyseziel. Die Analysetiefe muss zumindest ausreichend sein, um das Ziel zu erreichen. Methodengüte Die Methoden müssen angemessen, nach dem neuesten Stand der Technik, veröffentlicht bzw. erläutert werden und legal sein. Qualitätsmanagement Die Methoden müssen den Testgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität entsprechen. Transparenz Offener Umgang mit allen oben genannten Punkten inkl. Interessenkonflikten zur Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit. Benennung von externen Zertifizierern / Prüfbeauftragten und eine klare und umfangreiche Formulierung der Zertifizierungskriterien, die öffentlich zur Verfügung gestellt werden. Albrecht, U.-V.: Kapitel 13. Orientierung fü r Nutzer von Gesundheits-Apps. In: Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA). Medizinische Hochschule Hannover, 2016, S. 282–300. urn:nbn:de:gbv:084-16040812052. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=60020 28.11.2017 27/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  26. Transparenz seitens der Hersteller kann Anwenderinnen und Anwendern dabei helfen,

    sich zumindest ein grundlegendes Bild von Qualitätsaspekten und ihrer Berücksichtigung zu machen, deren Beurteilung eigentlich außerhalb ihrer Möglichkeiten (Kenntnisse, technische Voraussetzungen) liegt. Albrecht UV, Pramann O, von Jan U. Medical Apps - The Road To Trust European Journal for Biomedical Informatics 04/2015; 2015 (11)(3):en7 - en12. http://www.ejbi.org/img/ejbi/ejbi2015-3.pdf  28.11.2017 28/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  27. Transparente Information durch die Hersteller • Klare Beschreibung des App-Nutzens.

    • Klar und umfassend beschriebene App-Funktionalität. • Darstellung etwaiger Risiken und Limits der App. • Identifizierung der Autoren von Inhalten. • Angabe der Autorenqualifikationen. • Angabe von Quellen der Inhalte und ihrer Verlässlichkeit. • Angaben zu Interessenkonflikten. • Angaben zur Prüfung der App durch Dritte (Regulation oder private Zertifizierung). • Angaben zur möglichen Funktionalität der App wenn auf Eingabe persönlicher Daten verzichtet wird. • Angaben zur Freiwilligkeit der Datenangaben. • Angaben über Kontrollmöglichkeiten des Nutzers. • Datenschutzerklärung. • Kontaktinformationen zum Hersteller/Anbieter. Albrecht UV, Pramann O, von Jan U. Medical Apps - The Road To Trust European Journal for Biomedical Informatics 04/2015; 2015 (11)(3):en7 - en12. http://www.ejbi.org/img/e jbi/ejbi2015-3.pdf  28.11.2017 29/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle
  28. CHARISMHA Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps (CHARISMHA); engl. Chances and

    Risks of Mobile Health Apps (CHARISMHA), Albrecht, U.-V. (Hrsg.), Medizinische Hochschule Hannover, 2016. urn:nbn:de:gbv:084-16040811153 http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:084- 16040811153 http://www.charismha.de/ 28.11.2017 30/28 Albrecht UV. Apps & Co.: Patientennutzen, Kommerz, Kontrolle